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Archiv-Artikel

WAS MACHT EIGENTLICH ... Berlins letztes Seeadlerweibchen? Ums Überleben kämpfen

Von AE

Schwer atmend kauert das Seeadlerweibchen auf der Decke in einem Behandlungszimmer der Tierklinik Düppel. Der Vogel ist untergewichtig und wird per Tropf mit einer Elektrolytlösung ernährt. Außerdem spritzen ihm die Tierärzte Medikamente, die die Blei-Ionen aus dem Blut spülen sollen.

Das einzige Seeadlerweibchen Berlins leidet an einer Bleivergiftung. Am 30. Januar hat es ein Förster auf einem Waldweg nahe dem Müggelsee gefunden. Rainer Altenkamp, Leiter der AG Greifvogelschutz beim Nabu Berlin, brachte den kranken Vogel in die Klinik. Das Tier habe Fragmente bleihaltiger Munition aufgenommen, als es Wild aß, das von Jägern angeschossen, aber nicht gefunden wurde, erklärt der Ornithologe. Aber auch durch Innereien erlegter Tiere, die von Jägern im Wald entsorgt werden, kann Blei in die Vogelkörper gelangen. Laut Nabu haben Forschungen zwischen 1996 und 2005 ergeben, dass rund ein Viertel aller Seeadler in Deutschland an Bleivergiftung stirbt.

Bleibt nur zu hoffen, dass der kranke Adler die Vergiftung übersteht. Doch selbst dann ist mit Seeadlernachwuchs in diesem Jahr in Berlin nicht mehr zu rechnen. Das Weibchen müsste bereits ein Nest bauen. Die Brutzeit beginnt Mitte Februar.

Um solche Fälle zu verhindern, fordert der Nabu schon länger ein Verbot bleihaltiger Kugelmunition. Bei diesem Thema könnte sich Berlin – ausnahmsweise – ein Beispiel am Gouverneur von Kalifornien nehmen. Arnold Schwarzenegger hat Bleimunition verboten, zum Schutz des Kondors. AE FOTO: AP