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Archiv-Artikel

Die Bahn AG versucht‘s noch mal

Ab heute gelten beim Bahnfahren wieder neue Preise, dafür kommt die alte Bahncard zurück – und alles soll einfacher werden. Fahrgastverbände applaudieren, aber die Stiftung Warentest mahnt: Der Kunde müsse immer noch genau rechnen

aus Berlin HANNA GERSMANN

Heute wird erneut alles anders auf Deutschlands Bahnhöfen: Nach nicht einmal neun Monaten mit komplizierten Frühbuchungen und unterschiedlichen Rabatten kommt wieder ein neues System – und mit ihm eine „Serviceoffensive“, für die die Deutsche Bahn AG sämtliche Mitglieder um Hilfe gebeten hat. Selbst Führungskräfte werden den Kunden an Gleisen, Servicepoints und in Zügen zur Seite stehen. Bahnchef Hartmut Mehdorn verspricht: „Einfach einsteigen, einfach sparen.“ Ganz so leicht ist es aber doch nicht. Michael Koswig von der Stiftung Warentest sagt: „Dass es einfach wird, ist ein frommer Wunsch. Gute Beratung bleibt wichtig.“

Grundsätzlich gilt, dass Bahncard-Rabatte und die Sparpreise nicht mehr kombinierbar sind. Mit einer Ausnahme: Bis zum 30. September 2004 kann die Bahncard 25 mit den Nachlässen für Frühbucher verknüpft werden. Von Letzteren gibt es weniger: Statt auf 10, 25 oder 40 Prozent kann man nur noch auf 25 oder 50 Prozent Ermäßigung kommen. Waren die Rabatte bisher vom Buchungstermin abhängig, muss die Fahrkarte für Hin- und Rückfahrt nun spätestens drei Tage im Voraus gekauft werden – egal welchen Sparpreis man will. Den Unterschied macht der Fahrttermin: Der Sparpreis 50 ist bei Tagesausflügen am Samstag oder Sonntag möglich oder wenn zwischen Hin- und Rückfahrt eine Nacht von Samstag auf Sonntag liegt. Allerdings sind die Billigpreise kontingentiert – ob man billiger fährt, hängt von der Auslastung des Zuges ab.

Anders ist das für Bahnkartenbesitzer: Sie können die Ermäßigung in jedem Zug bekommen. Die Bahncard 25, die 25 Prozent Rabatt bedeutet, kostet für die zweite Klasse 50 Euro, für die erste 100. Für Familien gilt: Kauft einer die Karte zum vollen Preis, bekommen die anderen sie für 5 Euro. Die Bahncard 50 mit 50-prozentigem Rabatt ist mit 200 Euro für die zweite und 400 Euro für die erste Klasse teurer als ihre Vorgängerin. Dafür können auf einer Bahncard bis zu fünf Leute zum halben Preis und eigene Kinder unter 15 Jahren ganz umsonst mitfahren. Senioren, Schüler, Studenten, Schwerbehinderte und Ehe- oder Lebenspartner bekommen die neue alte Bahncard für die Hälfte.

Laut Gerd Lottsiepen vom Verkehrsclub Deutschland rechnet sich die Bahncard 50 für Spontanreisende, die pro Jahr rund 600 Euro für normale Bahntickets zahlen. Die Bahncard 25 empfiehlt er für alle, die mindestens 200 Euro ausgeben würden. Er schwärmt: „Das ist das bisher beste System in Deutschland.“

Die Stiftung Warentest macht allerdings auch Verlierer aus: vor allem Familien mit Kindern zwischen 15 und 17 Jahren.

Schon fallen Testern wie Verbraucherverbänden neue Wünsche ein: Koswig fordert eine Verknüpfung der Rabatte mit den Regionalverbünden, Lottsiepen Frühbucherrabatte auf einfache Fahrten. Und die rot-grüne Bundesregierung müsse endlich, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, die Mehrwertsteuer von 16 Prozent auf Fernverkehrstickets senken. Dann werde Bahnfahren wirklich billiger.