Die neuealte Bahncard
: Danke, Hartmut!

Ein „gewaltiges Unternehmen“ hieß die Firma dunnemals bei ihren Mitarbeitern, aber das war zu Zeiten der schnuckeligen Zuckel-Bahn mit „Alle reden vom Wetter – wir nicht“ und als im Keller noch Papas Fleischmann Piccolo-Anlage stand. Heute ist Chaos-Tag bei Mehdorns Firma, „irgendwo wuselt hier sogar der ganz große Chef rum“, raunt ein Bahner am eigens zum Antragschreiben eingerichteten „Info-Point“ im Hauptbahnhof Hannover. Und meint damit den Niedersachsen-„Konzernbevollmächtigten“ Hans-Jürgen Meyer, der sich am Tag X tatsächlich selbst an die Kunden schmeißt. Danke, Hartmut Mehdorn!

Volles Brot hat die Bahn sämtliche 22 Schalter in Hannover besetzt – das ist so eine große News, dass es hier auf allen Titelseiten steht. Und, so der Info-Bahner irgendwie dann doch vergrätzt: „Wenn du dem Kunden Dior-Seife anbietest und er will nur Kernseife, was willste da machen?“

Tja, was willste da machen außer dich wie die Lemminge am Schalter-Abgrund anstellen und löhnen? 200 Euro – endlich eine runde Zahl, von der alten zur neuen Bahncard sind es ja nur knappe 50 Prozent Aufschlag.

Und so schwitzen die Schlangen vor den Schaltern wieder, weil es leiderleiderleider logistischerweise nicht ging, die neuealte Bahncard schon ein paar Tage im Voraus zu verkaufen. Dabei gab es gestern im Bahnhof nichts anderes als früher auch: Nämlich die vorläufige Bahncard, hingepinnt mit Nadeldrucker auf dem gleichen Papier wie sonst auch. Kai Schöneberg