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Archiv-Artikel

Der kreativen Allianz fehlt Geld

Ein Jahr lang wurde in offenen Ganztagsgrundschulen in NRW versucht, den Kindern eine frühe kulturelle Bildung zu ermöglichen. Gestern wurden in Dortmund bei einer Tagung die ersten Ergebnisse bekannt gegeben

Dortmund taz ■ Ein Jahr ist vergangen, seitdem die kreative Allianz zwischen Schule und Kultur für die offenen Ganztagsgrundschulen vom Land NRW ins Leben gerufen wurde. Es gibt inzwischen auch viele konkrete Ansätze und Einrichtungen, doch das Geld ist knapp. Eine Ausweitung des Konzepts auf die Sekundarstufe I noch nicht in Sicht. „Wir waren uns bewusst, dass es ein Sprung ins kalte Wasser ist“, sagte die nordrhein-westfälische Schulministerin Ute Schäfer gestern im Dietrich-Keuning-Haus.

Sie möchte nicht, dass der Prozess, Kinder und Jugendliche früh mit musischen Formen in Kontakt zu bringen, schnell voranschreitet, denn Qualität soll oberstes Gebot bleiben und die Nachmittagsangebote an den Ganztagsgrundschulen sollen nicht zu eine Kinderverwahrung für Eltern verwahrlosen. „Das kann ich unterschreiben“, sagt Kulturminister Michael Vesper in Dortmund auf dem Podium. Er wünsche sich „eine Begegnung der Kinder mit real existierenden Künstlern“. Doch das wird nicht einfach werden. Die Honorare für die Musiker, Literaten und bildenden Künstler sind lächerlich klein. Nur acht bis 20 Euro brutto werden für eine Schulstunde bezahlt. „Dafür können wir das nicht leisten“, sagt die Künstlerin Monika Ihl aus Dortmund. Hinzu käme der enorme Leistungsanspruch der Eltern schon bei den Jüngsten.

Auch die Finanznot der einzelnen Kommunen belastet das wichtige Engagement für kulturelle Bildung der Jüngsten. Denn die Finanzmittel des Landes sollen vor allem in Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf eingesetzt werden. Davon hat beispielsweise die Stadt Gelsenkirchen etliche. „Doch wir haben enorme Schwierigkeiten, wenn wir Qualität einkaufen wollen“, sagt Manfred Beck, Schul- und Kulturdezernent und forderte mehr Förderung durch das Land. „Da haben wir keine Mittel für“, sagt Vesper und verwies auf mehr lokales Sponsoring, was zu Gelächter unter den anwesenden Pädagogen führte.

Das Kulturprogramm für die Grundschüler sei auch noch Teil der freiwilligen Leistung einer Stadt, die oft dem Haushaltssicherungsgesetz unterliege, sagt Ingrid Brendel von der Landesarbeitsgemeinschaft Tanz. Kultur sollte zur Pflichtaufgabe werden, sagt auch Vesper, aber dafür gäbe es momentan keine politische Mehrheit. „Bildung ist mehr als Unterricht und gute Schulnoten,“ sagt die Schulministerin. In einem Jahr sehen sich alle in Dortmund wieder. Dann gibt es in NRW eine neue Landesregierung. PETER ORTMANN