: Rosies Comeback
Frühere Schulsenatorin Raab übernimmt Vorsitz der AG Bildung in der SPD und wirbt für die Primarschule
Die schwarz-grüne Primarschulreform wurde bislang von der SPD-Bürgerschaftsfraktion hart attackiert. Erst in dieser Woche wurde der Tonfall milder. Vielleicht liegt es daran, dass mit Rosemarie Raab eine Befürworterin der sechsjährigen Grundschule wieder die politisch Bühne betrat. Mit großer Zustimmung wählte die Arbeitsgemeinschaft Bildung (AfB) der SPD sie am Dienstag zu ihrer Vorsitzenden.
Die vorherige AfB-Vorsitzende Christiane Albrecht hatte im Herbst das Handtuch geschmissen, nachdem die Spannungen zu groß wurden. Hier die Befürworter einer „Schule für alle“, dort die Verfechter eines zwei Säulen Systems aus Stadtteilschule und Gymnasium.
Dieser Streit ist Jahre alt. Im Dezember 2006 wurde er nur scheinbar beigelegt, indem die SPD sich auf das Fernziel einer Schule für alle einigte. Damals schon versuchte Raab, die von 1987 bis 2000 die Schulbehörde leitete und sich seither aus Hamburger Politik raushielt, mit der Idee einer sechsjährigen Grundschule einen Kompromiss zu schmieden.
Das wurde abgelehnt. Und nachdem sich CDU und GAL nach der Wahl überraschend auf eben dieses Modell einigten, entschied ein neuer SPD-Parteitag im Sommer 2008, die Primarschule sei ein „kontraproduktives Übergangssystem“.
So gesehen hatte der SPD-Schulpolitiker Ties Rabe Rückendeckung, als er die Reform angriff und zuletzt sogar erklärte, sie ginge „auf Kosten der Risikoschüler“. Darin steckt auch Frust der seit 2001 in Opposition verbannten Fraktion, die glaubte, mit der CDU das zwei Säulen Modell gestalten zu können.
Raab will nun wieder Brücken bauen. Sie formulierte ihre Kritik in der Rede vor der Wahl diplomatisch. Man müsse zwischen der Rolle von Fraktion und Partei unterscheiden. Beide sollten aber auch das Ziel einer inhaltlichen Profilierung, „die eine Identifikation ermöglicht“, im Blick haben. Und dieses Profil werde „undeutlich“, wenn die Partei einerseits erkläre, das längere gemeinsame Lernen „helfe den schwachen und nütze den starken Schülern“, und andererseits das gemeinsame Lernen in Klasse 5 und 6 kritisiere.
Raabs Ziel ist mittelfristig eine neue Bewertung der Reform, die auch die Chancen betont. Sie hat unbequeme Positionen im Gepäck. Ein Elternwahlrecht nach Klasse 6, derzeit von Genossen propagiert, lehnt sie ab. Pisa-Studien wiesen darauf hin, dass die Schulform dann noch stärker von sozialen Kriterien abhänge. KAIJA KUTTER
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