Billiger schreiben in Jever

Beispiel 3: Die Oldenburger Nordwest-Zeitung lässt Lokalausgabe fremdproduzieren

OLDENBURG taz ■ Was Rolf Seelheim genau mit der „umfassenden Neustrukturierung“ der Redaktion der Nordwest-Zeitung (NWZ) meint, die er vergangenen Freitag in einer Vollversammlung ankündigte, ist bislang nicht klar. Klar scheint nur, dass der NWZ-Chefredakteur, den der Deutsche Journalistenverband ausgeschlossen hatte, weil er im vergangenen Winter Volontäre und freie Mitarbeiter als Streikbrecher einsetzte, eigene Konsequenzen aus dem Ausstand gezogen hat. Die Lokalausgabe Jever soll künftig an einen fremden Dienstleister vergeben – sprich: deutlich billiger produziert – werden. Davon wären drei Redakteure und eine Mitarbeiterin betroffen, die bislang täglich vier Seiten produzieren. Betriebsbedingte Kündigungen soll es offenbar nicht geben. Schon im vorigen Jahr hatte der Verlag mit Sitz in Oldenburg 90 der damals etwa 500 Mitarbeiter entlassen. Die Redaktion war weitgehend verschont geblieben.

Dennoch gilt das Verhältnis Seelheims zu einigen seiner Mitarbeiter als stark eingetrübt. Unvergessen, dass die NWZ-Kollegen, die sich nicht am Streik beteiligten, zu einem Abendessen samt 500 Euro-Warengutschein in ein Kaufhaus eingeladen wurden. Und immer noch streiten Arbeitnehmervertreter und Chefredaktion um zwei Abmahnungen. Die hatten Betriebsräte kassiert, weil sie während des Ausstands die Außenredaktionen in Brake und Nordenham betreten hatten, um über die laufenden Tarifverhandlungen zu informieren. ksc