„Zappelphilipp“ ohne Förderung

betr.: „Suche Haushaltshilfe, spendabel, verlässlich“ und „Bei behinderten Kindern gespart“, taz bremen vom 30. Juni 2004 und 1. Juli 2004

Ein schönes Bild zeigt unsere Kinder beim Demonstrieren, aber warum gingen sie auf die Straße? Rund zwanzig städtische Kindergärten aus ganz Bremen haben am Dienstag [29. Juni] ihrem Unmut über die Sparmaßnahmen der Politiker Ausdruck verliehen. Hunderte von Kindern haben Postkarten mit ihren Wünschen und Fragen bemalt, wie zum Beispiel: Meine Erzieherin soll bleiben! Warum gibt es kein Geld mehr für Buntstifte? Warum wird unsere Schaukel nicht repariert? Diese Karten wurden den Senatoren Nußbaum, Eckhoff, der Sozialsenatorin Röpke und Bürgermeister Scherf überreicht. Manche Politiker – wie Bildungssenator Lemke – schlichen sich an den Kindern vorbei, dabei waren die Karten und ihre Botschaft für alle Senatoren bestimmt. Denn die Kindergartenkinder von heute gehen morgen in die Schule, werden (hoffentlich) Azubis oder Studis, arbeiten (?!) und regieren später unser Land. Das heißt: Dafür zu sorgen, dass alle Kinder einen guten Start in die Bildung bekommen, ist Sache aller Ressorts! Die jetzt verabschiedeten Sparmaßnahmen treffen besonders Kinder mit Förderbedarf. Von den gestellten Anträgen (etwa 1.800) für Förderstunden wurde jeder dritte nicht genehmigt. Schon an Kindern mit körperlicher oder geistiger Behinderung wird gespart. Noch viel stärker trifft es aber Kinder aus sozial schwachen oder überforderten Familien ohne sichtbaren Hilfebedarf, wo zum Beispiel ein „Zappelphilipp“ nicht mehr attestiert wird. Zu hoffen bleibt, dass die mit Begeisterung gemalte Post der Kinder an die Senatoren nicht gleich im Mülleimer landet, sondern in den Köpfen der Politiker Wirkung zeigt.

BIRGIT HÄGER, HEIKE MÜHLDORFER, Elternbeirat KTH Kornstraße