: Erfolg der Frauenbewegung
betr.: „Lecker snacken“ (eine feministisch unkorrekte Klarstellung vor dem EM-Finale), taz.mag vom 3. 7. 04
taz räumt auf mit überkommenen Klischees! Heute: Sabbernder, dummgeiler Sexismus/Rassismus ist eine Domäne bierbäuchiger, schnauzbarttragender mittelalter Machos. Wahr ist vielmehr: Junge intellektuelle „Töchter des Feminismus“ beherrschen dies ebenso – und bekommen hierfür immerhin auch heutzutage die Gelegenheit, den Sabber auf einer ganzen Zeitungsseite zu verteilen. Von Fußball keine Ahnung – Grundvoraussetzung: „Guter bis exzellenter Fußball wird von jungen Männern gespielt.“ Selbst der frauenfeindlichste Trottel von Sportjournalist ist mittlerweile bereit einzuräumen, dass guter Fußball (zumal hierzulande) von Frauen gespielt wird – und einen Spruch zum Thema Trikottausch beim Frauenfußball habe ich zum letzten Mal in einem Rudi-Carrell-Sketch aus den Siebzigern gehört. Mit intensiver Bildungsarbeit gelingt es euch vielleicht, den weiblichen Teil der Belegschaft (diese Verallgemeinerung geschieht durchaus bewusst – nach mehrmaliger Lektüre der Kolumne „Frauen schauen EM“), nachdem sie dieses Jahr den Fußballspieler entdeckt haben, bis zur WM für das Fußballspiel zu interessieren. Möge die Übung gelingen. BARBARA HÖGEMANN, Hamburg
Ein Artikel, den man wirklich ungern liest, weil er einen daran erinnert, wie alt man selbst und die taz geworden ist. Vielleicht erinnert sich in der aktuellen Redaktion noch jemand an die „Gernot Gailer“-Affäre, mit ihren Buttersäureattentaten, Fahrzeugschändungen und mehrfachen Karriereknicks. „Was für eine Oper!“, möchte man da heute ausrufen. Allerdings lustig zu sehen, wie wenig ehemals ewige Wahrheiten die Entwicklung der Sexkonsumierbarkeit behindert haben. Ein echter Erfolg der Frauenbewegung.
Andererseits: Ist diese Provo-Masche seit den unseligen Gailer-Tagen nicht etwas ausgelutscht? Gut, ich sitze hier und schreibe einen Leserbrief, aber echte Aufregung mag sich nicht einstellen. Wenn der Kram doch nicht so labberig und öde geschrieben wäre! Aber so etwas kann man in irgendeiner Form wohl in jeder Ausgabe der Cosmopolitan lesen. Was mich zu der Überlegung bringt, dass diese Kolumne womöglich doch ein Mann verfasst hat. Nicht dass es von Wichtigkeit wäre … CHRISTIAN BOOKER, Köln