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Wer baut noch AKWs?

Blair philosophiert über neue AKWs – aber keiner will sie bauen. Klimawandel „größtes Problem“ der Menschheit

BERLIN taz ■ „Der Klimawandel ist das größte Problem, dem die Welt entgegensieht.“ Dies erklärte vorgestern Großbritanniens Premier Tony Blair vor Unterhausabgeordneten. Wenn man aber den Klimaschutz ernst nehme, sagte Blair weiter, dürfe man den Bau neuer AKWs nicht ausschließen. Blair sprach sich allerdings nicht explizit für einen Neubau aus – eine solche Entscheidung stehe frühestens „in den nächsten paar Jahren“ an.

Blairs Äußerung stieß auf Protest von Umweltschützern. Die Rückkehr zur Atomkraft wäre „ein großer Fehler“, hieß es bei Friends of the Earth (FoE). Blair schließt an die Äußerungen des prominenten Klimaforschers James Lovelock an. Der hatte im Mai den „massiven Ausbau“ der Atomkraft gefordert.

Der britische Energieminister Stephen Timms relativierte gestern prompt Blairs ohnehin vage Aussage. „Wir mögen neue Atomkraftwerke benötigen“, sagte Timms. „Aber ich habe bisher niemanden getroffen, der in Großbritannien in Atomkraft investieren will.“ Schlechte Rentabilität und die Müllprobleme machten den Sektor unattraktiv.

Großbritannien hat zwar bislang keinen Ausstieg beschlossen, die meisten Atommeiler im Königreich sind allerdings so alt, dass sie wohl in den kommenden 20 Jahren ausgemustert werden müssen. Im Energiekonzept der Regierung war vor zwei Jahren das Thema Atomkraft schlicht ausgeklammert worden. Blair will bis 2050 den Ausstoß an Treibhausgasen um 60 Prozent verringern. Seit seinem Amtsantritt 1997 konnte er jedoch den Ausstoß nicht verringern, kritisiert FoE.

Die Unrentabilität der Atomkraft bekam die Regierung erst vor zwei Jahren selbst zu spüren: Damals musste sie ihrem größten Atomstromproduzenten British Energy unter die Arme greifen, als der wegen sinkender Strompreise beinahe Bankrott ging. MATTHIAS URBACH

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