: Festnahme nach Kölner Anschlag
Einen Monat nach dem Nagelbombenattentat nimmt die Polizei Verdächtigen in Nordhessen fest. Hinweise aus der Bevölkerung. Solidaritätsfest in der Keupstraße
KÖLN taz ■ Einen Monat nach dem Nagelbombenanschlag in Köln-Mülheim hat die Polizei in Nordhessen einen ersten Verdächtigen festgenommen. Der 23-jährige Deutsche sei am Freitagmorgen von seinem Wohnort abgeholt und zur Vernehmung ins Kölner Polizeipräsidium gebracht worden, sagte ein Sprecher gegenüber der taz.
„Der Verdacht ist erheblich, sonst hätten wir ihn nicht nach Köln gebracht“, sagte der Kölner Oberstaatsanwalt Rainer Wolf. „Wir gehen davon aus, dass es sich bei dem Festgenommenen um den Mann handelt, der auf dem Fahndungsbild mit dem Fahrrad abgebildet ist“, so Wolf. Der Hinweis aus der Bevölkerung, der zur Festnahme geführt hatte, soll aber nicht auf die entsprechenden Fahndungsplakate zurückzuführen sein.
Laut Wolf hat der Tatverdächtige, der bis vor einigen Jahren in Köln lebte und nach wie vor Kontakte in die Domstadt unterhalten soll, bislang noch kein Geständnis abgelegt. Die Polizei kann ihn bis heute festhalten und muss dann entscheiden, ob sie ihn dem Haftrichter vorführt oder wieder auf freien Fuß setzt. „Wir gehen eher von einem allgemein kriminellen Beweggrund aus“, erklärte Polizeisprecher Wolfgang Beus der taz. Auch der entscheidende Hinweis „deutete nicht auf ein fremdenfeindliches oder terroristisches Motiv hin“. Zu Einzelheiten wollte sich Beus aber nicht äußern, um die weitere Ermittlungen nicht zu gefährden.
Bei dem blutigen Anschlag mit einer mit zehn Zentimeter langen Nägeln bestückten Bombe waren 22 Menschen in der Keupstraße verletzt worden, vier von ihnen schwer. „Es hätte auch eine Vielzahl von Toten geben können“, sagte der Einsatzleiter der Kölner Polizei, Dieter Klinger, nach der Tat. Die Mordkommission „Sprengstoff“ war rund 170 Hinweisen aus der Bevölkerung nachgegangen und hatte sogar Profiler eingeschaltet, um den Tätern auf die Spur zu kommen. Am Sonntag wollen Anwohner und Geschäftsleute der hauptsächlich von Türken und Kurden bewohnten Straße ein großes Solidaritätsfest feiern. Dabei soll unter anderem Geld für die Opfer gesammelt werden. P. BEUCKER, F. ÜBERALL