: Bazille mit Schwimmblase
Trotz vermehrter Algenbildung kann man in den meisten überwachten Seen baden. Der kritische Faktor ist meist die Sichttiefe, die besonders durch Blaualgen beschränkt wird. Gesperrt sind lediglich der Öjendorfer See und der Eichbaumsee
von GERNOT KNÖDLER
Das heiße Wetter lässt die Algen und Bakterien in den Badeseen prächtig gedeihen. Von den 18 offiziellen Badegewässern Hamburgs mussten aber erst zwei gesperrt werden. Hier haben sich die Blaualgen besonders stark vermehrt. Sie bilden eine trübe Schicht im Wasser, die das Finden Ertrinkender erschwert. Sterben die Blaualgen, setzen sie ein Gift frei, das Übelkeit auslösen kann.
Offizielle Badegewässer werden auf eine Reihe von Kenngrößen hin untersucht. Sie reichen von der Konzentration von Fäkalbakterien über Salmonellen, Öle und waschaktive Substanzen bis zur Sichttiefe. Werden Grenzwerte überschritten, wird die Badestelle in der Regel geschlossen. Wer dann noch schwimmen geht, tut das auf eigene Gefahr. „Man kann niemandem verbieten, irgendwo reinzuspringen“, sagt Janne Klöpper vom Institut für Hygiene und Umwelt.
Beim Eichbaumsee und beim Öjendorfer See wurde das Baden offiziell untersagt, weil Kontrollen eine Sichttiefe von einem Meter und darunter ergaben. Im Wasser des Öjendorfer Sees fanden die Laboranten auch Salmonellen. Vom Anlegesteg auf der Insel Neuwerk über das Naturbad Kiwittsmoor, das Freibad Stadtparksee, die Sommerbäder in Farmsen, Ostende, Volksdorf, Duvenstedt und Altengamme, den Allermöher, Boberger und Hohendeicher See bis zum See „Hinterm Horn“ bleiben aber viele Badestellen übrig.
Die größte aktuelle Gefahr für den Badespaß bilden die Blaualgen (Cyanobakterien), die zwischen Alge und Bakterium schillern, wie Robert Dannenberg, Biologe beim Hygiene-Institut, sagt. Wassertemperaturen von bis zu 25,5 Grad begünstigen zusammen mit der starken Sonneneinstrahlung ihr Wachstum.
Im Gegensatz zu gewöhnlichen Algen können sie Stickstoff aus der Luft fixieren, was ihnen gerade dann einen Vorteil verschafft, wenn ihr Heimatsee nicht durch ein Übermaß an Nährstoffen belastet ist. Fatal: „Blaualgen können Gasvakuolen ausbilden und dadurch ihre Position im Gewässer bestimmen“, sagt Dannenberg. Mit Hilfe dieser Schwimmblasen steigen alle Blaualgen in die Gewässerschicht, die ihnen am meisten behagt: Die obersten fünf Zentimeter. Diese Suppe durchdringt kaum ein Sonnenstrahl.
Sterben Blaualgen geben sie den Stoff Microzystin frei. „Das ist ein starkes Gift“, sagt Dannenberg. Im Laborversuch habe es Leberschäden verursacht. Schwimmt ein empfindlicher Mensch durch eine Algenlache, steigt er möglicherweise mit roter Haut aus dem Wasser.
Zu dem dichten Algenteppich kommt es nur, wenn das Wasser nicht durch den Wind oder Strömung verwirbelt wird. Weil derzeit kaum Wasser in die Außenalster strömt, könnte das zu einer Gefahr für den geplanten Triathlon werden (siehe Beitext). Den Grenzwert für Microzystin ermitteln die Wissenschaftler über den Chlorophyll-Gehalt des Wassers. Bei 150 Mikrogramm pro Liter müsste der Wettbewerb abgeblasen werden. Am 22. Juli wurden mehr als 100 gemessen.