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Schöner Wohnen für Primaten

Ein Architekturseminar der TU stellte gestern Entwürfe für Zoo-Bauten vor. Zu berücksichtigen waren wissenschaftliche Erkenntnisse ebenso wie EU-Richtlinien. Nur die Tiere hat mal wieder keiner gefragt

VON CHARLOTTE NOBLET

Auch Silvester und Tweety wurden gestern im Lichthof der TU zum Objekt zoologischer Beobachtung. Neben einem Gehege für die beiden Comicfiguren präsentierten die Teilnehmer des Seminars „Bauen für Tiere“ 23 weitere Entwürfe für Großbauten in Zoologischen Gärten.

Zur Vorbereitung ihrer Modelle mussten die rund 50 Studierenden in Zoos die Verhaltensweisen von Tieren und Besuchern beobachten. Entscheidende Kriterien waren dabei der Lebensraum der Tiere, der Lernaspekt für die BesucherInnen und die landschaftliche Gestaltung.

Jana Schmidtzberg und Susanne Palmer zeigten ein Afrikahaus mit verschiedenen Tieren. Die 24-jährigen Studentinnen sind überzeugt von der in den USA verbreiteten Theorie des „behaviour enrichment“ – der „Verhaltensbereicherung“. Es sei für die Tiere weniger langweilig, wenn sie andere Arten riechen und sehen könnten.

Weit entfernt scheint die Zeit der Menagerien, von Pavillonbauten inmitten eines grünen Parks. Heute müssen die Architekten sich den Erkenntnissen der Zoologen anpassen und europäische Richtlinien beachten – zum Beispiel eine Mindestgröße von 30 Quadratmetern für Quarantänegehege von Primaten.

Der Auftrag, ein Gehege oder Tierhaus zu entwerfen, scheint zurzeit hartes Brot für Architekten sein. Das Gebäude selbst bleibt dabei im Hintergrund. Zu berücksichtigen sind sowohl die Bedürfnisse der Tiere als auch die Interessen der Beobachter.

„Es gibt weltweit über 600 Millionen Zoobesucher im Jahr, das heißt, dass Zoogebäude neben Flughäfen und Bahnhöfen die am meisten frequentierten Räume sind“, erzählt Natascha Meuser. Sie ist Architektin und leitet das Seminar zusammen mit Professor Peter Berten. „Bauten in Zoologischen Gärten und Tierparks sind ein wahnsinnig großer Bereich. Aber außer ein paar bekannten Architekten geht die Zooarchitektur nicht an die Öffentlichkeit.“ Anscheinend wird die knapp 150 Jahre alte Bautypologie nicht genügend ernst genommen, obwohl sie eine Nische im Planen und Bauen darstellt. Besonders, weil die meisten Zoogebäude nach dreißig Jahren abgerissen werden.

Die Zooarchitektur steht laut Natascha Meuser „zwischen Gefängnis- und Theaterbau“. Jürgen Lange, Direktor des Berliner Zoos, bestreitet das zum Teil. Es gebe zwar eine Inszenierung, man schaffe eine Illusionswelt für die Besucher. Von einem Gefängnis könne man aber nicht sprechen: „Auch in der Natur laufen die Tiere nicht frei herum. Genau wie im Zoo haben sie ihren eigenen Bereich.“ Lange, der sich über die Fortschritte des Seminars regelmäßig informiert hatte, begrüßt allerdings die Initiative der Studierenden: Vielleicht gehörten diese einmal nicht zu „diesen exotischen Architekten“, die eine ästhetische Bauidee entwickelten, die für die Tiere unfunktionell sei.

Ob die Seminarteilnehmer sich weiter mit Zooarchitektur beschäftigen, steht auf einem anderen Blatt. Die Budgets der Zoos sind schmal, und auch die regelmäßigen Renovierungen reichen oft nur, um den Etablierten der Branche Aufträge zu erteilen.

Gab die mögliche Zusammenlegung des zoologischen Gartens und des Tierparks Friedrichsfelde Anlass für das Seminar? Natascha Meuser weist das von sich: „Wir wünschen, dass die beiden Zoos bestehen bleiben.“

Der eigentliche Anlass dürfte eher das Forschungs- und Dissertationsthema der Architektin sein: „Bauen für Tiere“. Im nächsten Jahr wird es an der TU weitergehen, vielleicht mit einem Vergleich der Zoos in Europa.

Entwürfe „Bauen für Tiere“:www.zooarchitektur.com

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