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Archiv-Artikel

Pfahls’ Flucht in Paris beendet

Der Staatssekretär unter Kanzler Kohl soll bei einem Panzergeschäft mit Saudi-Arabien Millionen Schmiergeld kassiert haben. Jetzt schnappt ihn die Polizei in Paris

BERLIN taz ■ Der untergetauchte Ex-Staatssekretär Ludwig-Holger Pfahls ist gestern in Paris von der französischen Polizei und Zielfahndern des BKA festgenommen worden. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft Augsburg. Fünf Jahre wurde Pfahls weltweit gesucht. Mal vermutete man ihn in Hongkong, dann in Taiwan. Gerüchteweise war er schwer erkrankt oder gar schon gestorben. Pfahls soll vom Rüstungslobbyisten Karlheinz Schreiber fast zwei Millionen Euro Schmiergeld bekommen haben.

Pfahls war 1999 untergetaucht. In der BKA-Fahndungsliste rangierte er als „meistgesuchte Person“ noch vor Ussama Bin Laden. Der Grund: Bei einem Panzergeschäft mit Saudi-Arabien soll Pfahls in den Neunzigerjahren 3,8 Millionen Mark erhalten und nicht versteuert haben.

Pfahls ist hoch gestiegen und tief gefallen. Mit 42 Jahren wurde er 1985 zum Verfassungsschutzchef, zwei Jahre später Staatssekretär für Rüstung. 1990 dann der Panzerdeal mit Saudi-Arabien: Im September ließ Pfahls prüfen, ob unter anderem zehn Fuchspanzer an Saudi-Arabien geliefert werden könnten. Im Februar 1991 erging die Exportgenehmigung, doch Thyssen konnte die Panzer nicht liefern. Deshalb bat der Konzern um ein Sachdarlehen von 36 Fuchs-Panzern aus Bundeswehrbeständen. Gegen den Widerstand der Heeresleitung gestattete Pfahls den Deal. Dafür soll er vom Waffenlobbyisten Schreiber Geld erhalten haben, Pfahls und Schreiber haben dies stets bestritten.

Außerdem war Pfahls in die Leuna-Affäre verwickelt. Anfang der Neunziger sollte die marode Raffinerie bei Leuna verkauft werden. Um das Angebot attraktiv zu machen, wurde die Anlage zusammen mit dem begehrten DDR-Tankstellennetz Minol angeboten. 1992 verpflichteten sich Elf und Thyssen in einem Vorvertrag, für 4,8 Milliarden Euro eine neue Raffinerie zu bauen, im Gegenzug sollten sie Minol bekommen. Im Hintergrund rangelten Wirtschaftsleute und Politiker um Staatsbürgschaften, Preisnachlässe und Sonderkonditionen.

In Frankreich wurde der Elf-Deal zu einer Staatsaffäre, die Justiz ermittelte gegen den früheren Konzernchef Loik Le Floch-Prignent, ein Schützling des verstorbenen Staatspräsidenten Mitterrand. Bei den Gerichtsverfahren stellte sich heraus, dass Elf rund 39 Millionen Euro Schmiergeld gezahlt haben soll, um an Minol zu kommen. Im Gegenzug strich das französische Unternehmen eine Milliarde Euro Subventionen ein. Pfahls soll die Vermittlung gemanagt haben. DANIEL SCHULZ