: Kombinat für alle Fälle
Besser spät als nie: Hamburger Clubbetreiber nehmen sich ihre Berliner Kollegen zum Vorbild und gründen einen Interessenverband. Der soll ihr Gewicht gegenüber der Stadt verstärken
von Felix Hoffmann
Hamburgs Tanz- und Musikläden-Besitzer sind unzufrieden. Lang ist die Liste mit Problemen, mit denen sie sich herumplagen: Ob drakonische Strafen für wildes Plakatieren, hohe Pauschalabgaben an die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA) bei noch so kleinen Musikveranstaltungen oder bürokratische Hürden bei der Neugründung von Clubs, jeder hat sich bis jetzt allein damit herumgeschlagen.
18 Betreiber von Hamburger Ausgehläden, darunter die Markthalle, die Tanzhalle in St. Pauli und das Click am Nobistor, haben sich nun zu einem eigenen Interessenverband zusammengeschlossen. Die Gründung des „Club Kombinat HH e.V.“ war überfällig – und dennoch ziemlich schwer zu realisieren, wie Andrea Rothaug, Geschäftsführerin des Musikervereins Rockcity Hamburg e.V., erzählt. Vor knapp zwei Jahren hat sie angefangen, die Betreiber bei zwei Club-Konvents zunächst einmal zusammenzubringen: „Wir wussten, dass sich viele gar nicht richtig kennen. Das lag auch daran, dass die Gruppe der Clubber sehr heterogen ist.“
Auf den Veranstaltungen trafen alte Szenehaudegen mit jahrzentelanger Erfahrung auf nassforsche, junge Clubgründer, die sich nichts erzählen lassen wollten. Doch auch wenn die Unterschiede geblieben sind, Hamburgs Clubbetreiber fremdeln inzwischen weit weniger, und diese neue Harmonie soll jetzt auch etwas einbringen. Den ersten Erfolg gab es gleich bei der offiziellen Verbandsgründung Anfang Juli im Waagenbau an der Sternbrücke zu vermelden: Mitglieder des Clubkombinats erhalten in Zukunft einen stattlichen Rabatt auf Gebühren, die sie bei der GEMA für ihre Veranstaltungen zu entrichten haben.
Aber der Erfolg des Club Kombinat HH e.V. lässt sich nicht nur an finanziellen Vorteilen messen. Es wird vor allem darum gehen, der Club- und Musikszene in Hamburg durch die Vernetzung mehr Leben einzuhauchen. Dann hätten auch die Partygänger etwas von Hamburgs jüngstem Interessenverband. Ein erstes Projekt ist ein virtueller Szeneguide im Internet (under construction: http://clubkombinat.de/). Auch über ein gemeinsames Event der Club,- Party- und Kulturereignisschaffenden wie eine „Nacht der Clubs“ wird nachgedacht. Rothaug erhofft sich auf diesem Weg Impulse für die gesamte Musikszene in Hamburg: „wenn es den Clubs gut geht, haben auch die Musiker etwas davon.“
Das Vorbild bei der Clubkombinats-Gründung war Berlin. Dort gibt es bereits seit vier Jahren einen ähnlichen Interessenverband von Clubbetreibern und Musikschaffenden, die Clubcommission. Inzwischen zählt sie über 80 Mitglieder, darunter DJs, Partyveranstalter und bekannte Adressen wie den Tresor oder die Kulturbrauerei.
Gerade in der Außenwahrnehmung hat der Verband in dieser Zeit etwas erreicht: Die Clubcommission redet zum Beispiel mit, wenn die Berliner Tourist Marketing in einer Imagebroschüre über das bunte Berliner Nachtleben berichtet. „Wir sind der zentrale Ansprechpartner für alle möglichen offiziellen Stellen,“ sagt Rainer Griguritsch von der Clubcommission, „und inzwischen hat man auf Seiten der Stadt auch ein bisschen besser kapiert, dass Kultur eben nicht nur staatliche Opernhäuser oder Theater sind.“
Eine enge Zusammenarbeit gibt es mit der Popkomm, die Ende September das erste Mal in Berlin stattfindet, und es meldet sich auch schon mal die Heinrich Böll Stiftung, wenn sie Gästen das Berliner Kulturleben präsentieren will. „Als Lobbyverband haben wir inzwischen ein ganz anderes Selbstbewusstsein. Das hilft, um dann auch mal entschlossen gegenüber der Stadt aufzutreten, wenn einem Club wegen irgendwelcher Probleme die Schließung droht.“
Eine vergleichbare Position wünschen sich auch die Gründer des Club Kombinat in Hamburg. Nicht zuletzt, um sich gegen allzu bürokratische Regelungen wie die Stellplatzabgabe stark zu machen, die bei Neugründung eines Clubs eine ausreichende Zahl an Parkplätzen vorschreibt. Für Rothaug ein Fall von unnötigem Steine in den Weg Legen: „Wir können doch nicht erst einen Parkplatz anbieten und den Gast dann mit Alkohol abfüllen.“