Billig, billig, billig: Arbeit im Sonderangebot

Bei zunehmendem Konkurrenz- und Konjunkturdruck entlohnen Bauunternehmen ihre Mitarbeiter gern unter Tarif. Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt hat daher einen satirisch gemeinten Arbeitssklavenmarkt auf dem Hillmannplatz abgehalten: „Stoppt Lohndumping“

Bremen taz ■ Die Szene am Hillmannplatz: ein moderner Sklaven-, also globaler Arbeitsmarkt. Statt Menschen werden Arbeitskräfte als Billiglöhner verkauft. Damit Unternehmen besonders günstig um öffentliche Bauaufträge feilschen können. Ein Auktionator regelt die Versteigerung.

Firma Ehrlich, der Name ist Programm, bietet teure Qualität und zahlt Tariflohn. Firma Zecher (Namensähnlichkeiten mit bekannten Unternehmen sind gewollt) verspricht, die Lohnkosten etwas zu drücken. Was der Hanseatischen Verelendungsgesellschaft (HVG) nicht reicht. Mit dieser satirisch gemeinten, kabarett-dilettantischen Aktion demonstrierte gestern die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) gegen Schwarzarbeit und Dumpinglöhne.

Beim Stadthallenumbau, so erklärte IG Bau-Bezirksgeschäftsführer Wolfgang Jägers, würde für Facharbeiter-Tätigkeiten nur der Arbeiter-Mindestlohn von 10,36 Euro pro Stunde gezahlt. Ausländische Kollegen hätten teilweise nur 6,85 Euro erhalten. Generalunternehmer ist die Stuttgarter Züblin-Gruppe, die in Bremen, laut Jäger, nur 20 Beschäftigte hat: Ingenieure, Bauleiter, Verwaltungskräfte. Keine Arbeiter. Da Züblin aber nicht nur die Stadthalle um-, sondern auch für die Hochschule Bremerhaven neu baue, geschehe dies ausschließlich mit Leiharbeitern aus Osteuropa und Portugal, sagte der Gewerkschaftler. In Bremen seien derweil von 3.000 Bauleuten 1.000 arbeitslos.

Inzwischen ist das Hauptzollamt Bremen vom Bund beauftragt worden, eine 67-köpfige, durchweg bewaffnete mobile Einsatztruppe „Finanzkontrolle Schwarzarbeit“ zu bilden. In Kürze soll sie auf 100 Beamte aufgestockt werden. Nach Auskunft des Pressesprechers Dieter Ansorge rücke das Team täglich aus, um auf Baustellen zu kontrollieren, ob dort das Finanzamt oder die Sozialversicherung betrogen, der Mindestlohn nicht gezahlt, Soziallleistungsmissbrauch betrieben werde.

Ebenfalls eingreifen will jetzt die Gewerkschaft. Unter einer Hotline soll man ab sofort melden, wenn beim Nachbarn verdächtige Menschen verdächtig herumwerkeln und vielleicht cash entlohnt werden. „Wir leiten solche Anzeigen an die Behörden weiter“, bestätigt Jägers. Ein neues Denunziationssystem? „Nein“, erbost sich Jägers, „gegen Gesetze zu verstoßen ist kriminelles Handeln – wie ein Banküberfall. Der wird doch auch von Augenzeugen angezeigt.“ fis