: IHK Duisburg versucht Altlasten-Sanierung
Die niederrheinische Industrie und Handelskammer hat sich ihres Hauptgeschäftsführers entledigt. Mit seinen Schulden und Vergehen wird sich die Kammer noch länger auseinander setzen
DUISBURG taz ■ Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Niederrhein in Duisburg hat sich Mitte dieser Woche eines Problems entledigt. Der Hauptgeschäftsführer Hans-Jürgen Reitzig erklärte, dass er keine weitere Amtszeit bei der IHK anstrebe und Ende des Jahres aus seinem Amt ausscheide. Die Hoffnung, mit dem Hauptgeschäftsführer auch die Probleme loszuwerden, für die Reitzig verantwortlich ist, könnte sich jedoch als unbegründet erweisen.
Denn die IHK steht wegen ihres Hauptgeschäftsführers noch mit einem Kredit in der Kreide. Reitzig hatte 2001 für die Kammer einen Kredit über sechs Millionen Mark aufgenommen. Die IHK hatte der Wilhelm-Lehmbruck-Stiftung, die das Duisburger Lehmbruck-Museum unterstützt, versprochen, 15 Millionen Mark von regionalen Unternehmen für die Stiftungstätigkeit einzuwerben. Es wurden nicht genügend Spender gefunden, deshalb die Kreditaufnahme.
Im letzten Sommer urteilte das Oberverwaltungsgericht Münster, die IHK habe mit der Kreditaufnahme ihren Aufgabenkreis überschritten. Ob die Zusage, für die Stiftung 15 Millionen Mark einzuwerben, eine zulässige Interessenwahrnehmung ist, bewertete das Gericht nicht. Nach Angaben von Andreas Lautz, Sprechers des Wirtschaftsministeriums in NRW, kann nicht eindeutig geklärt werden, ob die Kammer verpflichtet ist, die 15 Millionen Mark selbst aufzubringen, sollte sie die Spender nicht finden. Das Ministerium hat die Rechtsaufsicht über die Kammern inne. Den Mitgliedern der Vollversammlung wurde diese Verpflichtung vorgegaukelt: „Zur Absicherung einer Zahlungsgarantie und zur Vorfinanzierung einer Stiftungstranche (Spenden aus der Wirtschaft)“ sei die Kreditaufnahme notwendig. Die Versammlung stimmte zu.
Auch wegen einer anderen Beteiligung steht Reitzig und mit ihm die Kammer weiter in der Kritik. So sagte Josef Merges, Mitglied der Vollversammlung der niederrheinischen IHK, zur taz, es gebe weiterhin Unklarheiten über die Finanzierung des Bildungszentrum der Wirtschaft (BZN) in Rheinhausen, dessen Kuratoriumsvorsitzender Reitzig ist. Das BZN, ein Ableger der IHK, sei jahrelang von der Kammer mit Zuschüssen versorgt worden und habe trotzdem Überschüsse erwirtschaftet. Laut Reitzig sollte ein Berater der Unternehmensberatung Kienbaum den Laden prüfen. Reitzig beschäftigte statt Kienbaum einen Dozenten der BZN, Udo Bosbach. Einen Untersuchungsbericht haben die Kammermitglieder vom ehemaligen Chemielehrer Bosbach nie gesehen. Vom Überschuss des BZN ist seit der Gutachter-Tätigkeit von Bosmann auch nichts mehr da. Er soll für seine Tätigkeit einen sechsstelligen Mark Betrag erhalten haben, sagt Merges.
ELMAR KOK