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Archiv-Artikel

Kunstrundgang Sandra Löhr schaut sich in den Galerien von Berlin um

China.Present: Everyday Life – Fotografien von Lu Yuanming (+ Videoarbeit von Liang Yue) C/O Berlin, Linienstraße 144.Täglich 11–19 Uhr bis 15.8.Frames of Mind, Play-Gallery, Hannoversche Str. 1, Di–Sa 12–19

Was wissen wir wirklich von der Realität? Mit der Ausstellungsreihe „China. Change, dessen zweite Einzelausstellung gerade zu sehen ist, erfüllt sich dieser Anspruch zumindest im Hinblick auf die Realität der heutigen Lebenswelt in China. Die Galerie C/O Berlin konzentriert sich schon seit längerem auf die berichtende und journalistische Fotografie und gibt mit Everyday Life einen wichtigen Einblick in den asiatischen Riesenstaat. Im Westen wird die Entwicklung Chinas oft nur mit einem gewaltigen Wirtschaftsboom assoziiert. Die Fotografien von Lu Yuanming und die Videoarbeit von Liang Yue werfen stattdessen einen melancholischen Blick auf das Innerste der Stadt Shanghai. Die Bilder vom Alltag der dort arbeitenden Menschen zwischen Verkehrschaos, überfüllten Aufzügen und hektischen Straßenszenen haben nichts mit den oft staatlich inszenierten Bildern einer strahlend-dynamischen Gesellschaft auf der ökonomischen Überholspur gemein. Vielmehr sind es urbane Narrationen über das Leben in den großen Städten unserer Zeit. Und trotz aller Faszination für das Fremde in ihnen, vergisst man manchmal fast, dass diese Bilder aus China kommen – so vertraut wirkt die Struktur und der Lebensrhythmus der Stadt.

Ganz anders dagegen die Bilder von Maura Donati in ihrer Fotoausstellung Frames of Mind, die in der Play-Gallery for Still and Motion Pictures zu sehen sind. Ihr Interesse richtet sich nicht auf das Beschreib- oder Dokumentierbare, sondern auf das, was dahinter liegt. Ihre Bilder stammen aus Filmstills, aus denen sie wogende und wie zufällig verschwommene Fotografien macht, um „das Unsichtbare zu vermitteln“, wie sie selbst sagt. Denn in einer Welt, in welcher alles zum Bild geworden ist, liegt der Sinn vielleicht nur noch in den Zwischenräumen der Realität versteckt.