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Archiv-Artikel

Willi Lemke geht Patrouille

Alljährlich am Ende der Sommerferien inspiziert der Senator die Schul-Baustellen. Fazit: Die Sanierung schreitet voran. Dennoch werden in mindestens 20 Schulen am Donnerstag noch Bauarbeiter wuseln. Und neue Tische gibt’s erst in vier Wochen

Bremen taz ■ Das Ende ist noch lange nicht abzusehen. „So eine Schule zu sanieren, das machen Sie nicht in einem Jahr“, sagt Susanne Kirchmann. Als Bereichsleiterin für Sanierung bei der Gesellschaft für Bremer Immobilien (GBI) hat sie den Auftrag, die 173 Bremer Schulgebäude wieder auf Vordermann zu bringen. 380 Millionen Euro stehen ihr dafür bis 2011 zur Verfügung. Gestern, sechs Tage vor Schulbeginn, ließ sich Bildungssenator Willi Lemke (SPD) durch einige Baustellen führen. LehrerInnen, SchülerInnen und Eltern, verkündete er, sollten „wissen, dass ich sie nicht alleine lasse“.

Und es gibt Fortschritte zu verzeichnen. Ein neuer Saal im Vegesacker Gerhard-Rohlfs-Schulzentrum etwa (O-Ton Lemke: „So eine schöne Aula habe ich in Bremen noch nicht gesehen“), ein Neubau mit acht Klassenzimmern am Schulzentrum Schaumburger Straße, neue Sanitäranlagen in der Grundschule an der Glockenstraße. Ab Montag müssen die Bremer PädagogInnen auch hier Präsenz zeigen. „Sind die Toiletten bis dahin fertig?“, fragt Ober-Lehrer und Chef-Inspektor Lemke. Sind sie, verspricht der Bauleiter. Alles klar.

Nur mit den Schulmöbeln für die runderneuerten Klassenzimmer – da habe es „Lieferprobleme“ gegeben, ärgert sich Lemke. Vier Wochen müssen die SchülerInnen daher noch mit den alten Tischen und Stühlen Vorlieb nehmen. Und trotz ausgefeilten Bau-Managements werden in rund der Hälfte der derzeit 47 Schulen im Sanierungsprogramm auch nach Schulbeginn am Donnerstag noch Bauarbeiter am Werk sein.

Konflikte mit dem Schulbetrieb, da sind sich Lemke und Kirchmann einig, werde das nicht geben. Die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen müssten ohnehin parallel zum Unterricht durchgeführt werden. Kleinere Bau-Unterhaltungsarbeiten an den Schulgebäuden dagegen – in diesem Jahr verschlingen allein sie 10,7 Millionen Euro – würden „wenn es irgend geht, in den Ferien“ ausgeführt, sagt Kirchmann. Nur ließe sich das eben nicht immer durchhalten. Die Arbeiten würden aber immer mit den Schulen abgesprochen. Massive Beschwerden hätten damit bisher verhindert werden können, sagt Lemkes Sprecher Rainer Gausepohl.

Vor allem zu Beginn des Sanierungsprogramms hat es an dieser viel beschworenen Absprache indes bisweilen gehapert. Karin Kiese vom Zentralelternbeirat etwa weiß von einem Fall, bei dem mehrwöchige Bauarbeiten direkt nach den Ferien beginnen sollten – „eine chaotische Planung“. Erst auf Protest der Schule habe die GBI damals den Termin verschoben. Kieses Eindruck: „Es klappt nur, wenn die Schulen selbst hinterher sind.“

Zu größerem Unterrichtsausfall sei es wegen der Baumaßnahmen bisher nicht gekommen, betont Lemke. Das bestätigt auch Elternvertreter Ralf Lüling. Selbst Belästigungen durch Lärm und Dreck würden die Betroffenen gerne ertragen, so sein Eindruck. Schließlich hätten manche Schulen Jahrzehnte auf das überfällige fresh-up gewartet: „Da nimmt man auch in Kauf, dass es in die Unterrichtszeit fällt.“

Das gilt sogar für gravierendere Nebenwirkungen. Im Kippenberg-Gymnasium etwa krachte bei den Arbeiten plötzlich eine ganze Deckenverkleidung im Flur zu Boden. Die SchülerInnen seien „Gott sei Dank im Klassenzimmer“ gewesen, sagt Kiese. Protest gegen die Bauarbeiten habe danach trotzdem niemand erhoben. Kiese weiß auch, warum: „Man muss froh sein, dass überhaupt was gemacht wird.“

Armin Simon