: Eltern greifen wieder ein
Nach Schulferien läuft die Protestwelle neu an. Gesamtschulen werben mit Selbstbewusstsein, die bessere Schule zu sein. Lange morgen im Radio
Am dritten Schultag nach den großen Ferien mehren sich schon wieder elterliche Proteste gegen das Lehrerarbeitszeitmodell und größere Klassen. Eine spektakuläre, noch nicht näher bekannte Aktion planen Eltern der Emilie-Wüstenfeld-Schule (EWS) für die kommende Woche. Und Mütter und Väter der Rudolf-Roß-Gesamtschule in der Neustadt wollen das diesjährige Sommerfest am Freitag unter ein Protestmotto stellen.
„Unserer Schule werden vier Lehrer abgezogen“, berichtet EWS-Elternvertreterin Dorit Moenig. Deren 100 Schulstunden müssten von anderen Lehrern übernommen werden. Moenig: „Die müssen bis zu 7,5 Stunden in der Woche mehr arbeiten. Nur bei einem einzigen bleibt die Belastung gleich.“ Die Eltern sehen nun vor allem das „innovative Schulkonzept“ bedroht, das sich an die „Laborschule Bielefeld“ anlehnt, die beim PISA-Test gut abschnitt. Besondere Schwerpunkte wie die Förderung sozialer Kompetenz, Klassenratsstunden, das Fach Natur und kreative Lernformen könnten nun nicht mehr stattfinden.
„Fast alle Lehrer müssen neben ihren sonstigen Aufgaben mehr Stunden unterrichten“, heißt es auch in dem Aufruf der Neustädter Elten. Die Vorgaben des neuen Arbeitszeitmodells seien „völlig unrealistisch“. Doch statt das diesjährige Sommerfest ausfallen zu lassen, übernehmen die Eltern die Regie, während die Lehrer anschaulich zeigen sollen, wie viel Zeit sie wirklich für gute Vorbreitung brauchen.
Welche Auswirkungen hat all dies für die Schüler? Das fragen die Juso-SchülerInnen und laden für Dienstagabend zu einer Diskussion mit Opposition und Regierungsvertretern in die Räume der AWO (19 Uhr, Rothenbaumchaussee 44). Fast zeitgleich, von 19.05 bis 21 Uhr, soll Bildungssenator Rudolf Lange (FDP) auf NDR 90,3 sich den Hörerfragen zum Schulbeginn stellen.
Nicht mit Protest, sondern mit PR und einer „Trotz alledem“-Haltung tritt dagegen das „Aktionsbündnis Gesamtschule“ auf den Plan. Wenn heute früh die neuen Fünftklässler ihre Schulzeit beginnen, will das Bündnis Willkommensposter und Aufkleber verteilen, berichtet Initiator Gerhard Lein. Die Gesamtschulen hatten vor einem Jahr eine harte Sparquote von 10,3 Prozent zu verkraften. „Man kann uns nicht mit Sparen kaputtmachen“, sagt Lein. Gesamtschule, das hätten PISA und Folgeuntersuchungen belegt, habe das besser Bildungsangebot. Die Zahl der Anmelden war von 30 auf 31 Prozent der diesjährigen Fünftklässler leicht gestiegen. KAIJA KUTTER