: Ständer-Mangel in der City
In der Innenstadt ist Wildparken angesagt: Weil es zu wenig Fahrradbügel gibt, bilden sich vor allem vor Karstadt Drahtesel-Herden. Das stört den Verkehrssenator. Doch wo man seinen liebsten Freund dann anbinden soll, dazu sagt er nichts
Bremen taz ■ Der junge Radbesitzer, pardon Ex-Radbesitzer, war wie vor den Kopf gestoßen. Weil er in der Innenstadt mal wieder keinen freien Fahrradständer gefunden hatte, stellte er sein Rad abgeschlossen einfach vor Karstadt in der Obernstraße ab. Ein guter Ort, so schien ihm, denn schließlich bilden sich dort täglich wahre Herden von Drahteseln. Doch als er nach 20 Minuten weiterradeln wollte, war das Bike futsch. Geklaut. Samt Schloss. Mitten in der belebten Fußgängerzone. Und was musste er sich vom Polizisten anhören, dem er sein Leid klagte? „Die dürfen hier gar nicht stehen und müssten eigentlich abgeschleppt werden.“ So sei er immerhin um das Bußgeld herumgekommen.
Die Falschparker würden aber eher selten zur Kasse gebeten, sagt Wilhelm Hamburger vom Senator für Verkehr, Umwelt und Bau. Der Verwaltungsaufwand sei zu hoch. Und noch ein zweiter Grund mag mitschwingen. Auch in der Behörde weiß man, dass es zu wenig Abstellmöglichkeiten in der Innenstadt gibt. Und tut nichts dagegen. So wurde im „Sofortprogramm Innenstadt“ zwar die Obernstraße mit neuer Pflasterung und schicken Laternen aufgerüscht, aber Fahrradständer? Fehlanzeige. Und Verkehrssenator Jens Eckhoff (CDU), der gerade verkündet hat, zwei Millionen Euro für ein fahrradfreundlicheres Bremen heraushandeln zu wollen, will „insbesondere im Innenstadtbereich“ verhindern, dass es zu weiteren „Auswüchsen“ kommt: „Eingangsbereiche von Geschäften sind keine Abstellanlagen.“ Doch wohin dann mit dem Rad?
Von „eklatanten Mängeln“ in der Bremer City spricht Birgit Klose vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC). Sie wünscht sich eine große zentrale Fläche zum Abstellen der Fahrräder und schlägt vor, zusätzlich – für den kleinen Absteller zwischendurch – in der Langenstraße oder bei der Bischofsnadel noch ein paar Bügel aufzustellen. Theoretisch ist Eckhoffs Verkehrsexperte Hamburger auf ihrer Seite: „Wir würden gerne noch 1.000 Ständer mehr aufstellen.“ Aber: Mit 2.500 „Bremer Bügeln“ im Innenstadtbereich läge Bremen bundesweit schon an der Spitze und ein Ausbau sei aus städtebaulichen Gründen nicht möglich. Zum einen fänden auf Plätzen wie dem Domshof regelmäßig Veranstaltungen mit großen Festzelten statt und in der Obernstraße würden die Ständer den Fußgängern und Verkaufsständen der Geschäfte im Weg stehen.
Einen Ausweg könnte die frisch sanierte Langenstraße bieten. Deren Eignung als „Radlager“ sei bereits mehrfach geprüft worden, sagt Hamburger, aber hierbei wäre man immer auf „hohe Widerstände“ gestoßen. Welche, das will er nicht weiter ausführen. „Von uns kommen die nicht“, wehrt Lutz Ruminski, Sprecher der Bremer Investitionsgesellschaft (BIG) den Verdacht ab, die in der Langenstraße ansässige BIG wolle keine Rostlauben und Gurkenräder im schnieken Eingangsbereich. Doch eine weitere BIG-Mitarbeiterin hat eine prima Idee: Man könne doch in dem geplanten Parkhaus-Anbau in der Langenstraße, Ecke Martinistraße Platz für Ständer schaffen. Der Haken: Dort ist aus technischen Gründen im Erdgeschoss kein Platz. Auch in den anderen Innenstadt-Parkhäusern der Bremer Parkplatzgesellschaft (Brepark) gehe nichts mehr, sagt Brepark-Sprecherin Brigitte Fühner. Aus Sicherheitsgründen gebe es keine Möglichkeiten zur Erweiterung, da die Radfahrer vom Autoverkehr getrennt werden müssten. Bleibt also nur der Chaos-Platz vor Karstadt. Viel Glück.Simon Diestelmeier / Eiken Bruhn