: Sudans Regierung am Pranger
Papst fordert Hilfe für Darfur. Sudans Präsident sieht in internationalem Druck „Angriff auf Islam“. Fischer will Einsatz der Afrikanischen Union im Sudan stärken
ROM/BERLIN ap/rtr/afp/dpa ■ Papst Johannes Paul II. hat die internationale Gemeinschaft aufgerufen, die Not der sudanesischen Flüchtlinge zu lindern. „20 Jahre harter Kämpfe haben viele Tote, Vertriebene und Flüchtlinge in Sudan gefordert“, sagte er gestern in seiner Sommerresidenz Castel Gandolfo. „Wie können wir da gleichgültig bleiben?“
Angesichts des internationalen Drucks sicherte Sudans Regierung zu, gegen die arabischen Milizen vorzugehen, die in den vergangenen 15 Monaten tausende Zivilisten in der Westprovinz Darfur getötet und rund 1,2 Millionen Menschen in die Flucht aus ihrer Heimat getrieben haben. Hundert Milizenführer würden bald vor Gericht gestellt, so Außenminister Mustafa Osman Ismail am Wochenende.
Zugleich hat jedoch Präsident Omar Beschir den Druck der internationalen Gemeinschaft wegen der Krise im Westen seines Landes als Angriff auf den Islam kritisiert. Das wahre Ziel der „internationalen Kampagne“ gegen seine Regierung sei die Verhinderung der Ausbreitung des Islam in seinem Land, zitierte die regierungsnahe Tageszeitung al-Anbaa am Samstag aus einer Ansprache Beschirs.
Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) verwehrte sich gestern gegen die Vorwürfe Beschirs. Sie entbehrten jeder Grundlage, so Fischer. Er verwies im ZDF auf eine geplante UN-Resolution zur Lage in Darfur. Sudan müsse tatsächlich mit einem Embargo rechnen, wenn es nichts für den Schutz der Flüchtlinge in Darfur unternehme.
Fischer habe die Lage in Sudan mit dem Präsidenten der Afrikanischen Union, Alpha Umar Konaré, telefonisch besprochen, so das Auswärtige Amt gestern. Gegenüber Konaré habe er sich für eine führende Rolle der Afrikanischen Union (AU) bei der Lösung des Konflikts im Sudan eingesetzt und ihm die weitere „volle Unterstützung“ der Bundesregierung und der EU für den Einsatz in Darfur zugesagt. Heute werden die EU-Außenminister in Brüssel über die Sudankrise beraten.
Unterdessen kündigte der britische Generalstabschef Michael Jackson an, Großbritannien könne 5.000 Soldaten für eine Friedensmission stellen. Auch die australische Regierung erwägt, sich an einem UN-Friedenseinsatz im Sudan zu beteiligen.