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Archiv-Artikel

Theater um Reeperbahnneubau

Burim Osmani will auf der Reeperbahn einen zehnstöckigen Glasklotz mit Varieté und Boarding-Wohnungen bauen. Die Kult-Kneipe Lehmitz soll in neuem Gewand in Neubau integriert werden

VON MARCO CARINI

Ein Plan geistert durch die Hamburger Medien. Es ist der Plan des umstrittenen Kaufmanns Burim Osmani: Er will einen zehnstöckigen Glaspalast an die Reeperbahn 19-22 bauen, dort residieren heute Lehmitz und Café Keese samt Comedy Quatsch Club.

Fest steht: Mitte November ersteigerte Osmani das Grundstück für 800.000 Euro. Fest steht auch: Im Januar reichte Osmani über den Hamburger Architekten Klaus Busch beim Bezirksamt Mitte einen Vorbescheidsantrag für die Erstellung eines 30 Meter hohen, rund 6.000 Quadratmeter Nutzfläche umfassenden Klotzes ein, für dessen Erstellung das Lehmitz abgerissen und das Café Keese überbaut werden müsste. Doch was sich in dem geplanten Gebäude zukünftig abspielen könnte, darüber herrscht derzeit ein reges Verwirrspiel.

So wollen das Abendblatt und die Welt erfahren haben, dass im Erdgeschoss des Neubaus ein Discounter einziehen soll – ein Penny-Markt, von dem es schon zwei Filialen an der Reeperbahn und der Königsstraße gibt. SPD und GAL laufen Sturm gegen einen Billig-Markt an dieser Stelle. Am heutigen Donnerstag wollen sie einen Antrag in die Bezirksversammlung Mitte einbringen und verabschieden, in dem sie Bezirksamtsleiter Markus Schreiber auffordern, „an dieser Stelle die reeperbahntypische Nutzung zu erhalten“.

Zudem solle die Verwaltung prüfen, ob die „Reeperbahnregelung“ aufgehoben werden kann, die es den Einzelhändlern erlaubt, auch an Sonn- und Feiertagen bis 24 Uhr zu öffnen. Denn durch „diese Regelung“ sei es für „Discounter höchst lukrativ“, sich an der Reeperbahn anzusiedeln, weiß der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Andy Grote.

Doch hinter dem Discounter-Streit steckt womöglich viel heiße Luft. Während Osmani gegenüber der taz betont, die angeblichen Penny-Pläne seien „absoluter Blödsinn“, bestätigt auch Bezirksamtschef Markus Schreiber, dass in dem Vorbescheidsantrag für den Neubau, den Osmani im Januar bei der Behörde eingereicht hat, von einem Discounter nicht die Rede ist. Da eine solche Nutzung „Langeweile statt geile Meile“ bedeuten würde, würde der Bezirk auch alle Möglichkeiten wahrnehmen, eine solche Nutzung auszuschließen. „Aufgeschlossener“ steht Schreiber den von Osmani kolportierten Plänen gegenüber, in dem geplanten Neubau ein „Entertainment-Center“ mit 800 bis 1.000 Plätzen für Varieté, Musical und Theater nach dem Vorbild des Berliner Friedrichstadtpalasts anzusiedeln. Doch auch diese Bühne ist nicht Inhalt der Vorplanungen, die Osmani eingereicht hat. „Die Unterlagen sehen lediglich einen Gastronomiebetrieb mit darüber liegenden Boarding-House – einem Hotel für längere Aufenthalte – vor“, bestätigt Schreiber. Von einem Theater sei nicht die Rede. Osmani hingegen betont: „Hinter dem beantragten Restaurationsbetrieb auf drei Ebenen verbirgt sich das Varieté-Theater“.

Ohnehin ist der vorliegende Vorbescheidsantrag laut Schreiber „wenig aussagekräftig“. Wichtige Detailplanungen würden fehlen, das Amt habe die fehlenden Unterlagen bereits angefordert. Auch sei „die geplante zehnstöckige Bebauung in einem Gebiet, in dem nur fünfgeschossige Bauten vorgesehen sind, „wohl nicht genehmigungsfähig“.

Burim Osmani selbst betont, er wolle „so schnell wie möglich“ einen Bauantrag stellen und gerne „noch in diesem Jahr“ den Grundstein für den Neubau legen. Einen Betreiber für das Varieté-Theater habe er schon gefunden. Das Café Keese bleibe durch den Bau unangetastet. Das Lehmitz solle zwar abgerissen, aber im Rahmen des Neubaus wieder errichtet und von den bisherigen Betreibern weiter geführt werden.