antisemitismusforschung : Das Juwel nicht zerschlagen!
Fragt man die Betroffenen, wird immer an der falschen Stelle gespart. Und vielleicht ist ja das aus dem Geldmangel geborene Konzept gar nicht so schlecht, aus der Not eine Tugend zu machen und die einzelnen Universitäten der Stadt ihr Profil stärken zu lassen, indem sie selbst entscheiden, wo und wie sie sparen – und das bedeutet ziemlich logisch: Die TU beschränkt sich auf ihre technischen Fakultäten. Dass nun aber ausgerechnet ein Juwel dieser Uni dabei zerschlagen werden soll, ist grundfalsch. Wenn das Zentrum für Antisemitismusforschung tatsächlich einen von zwei Lehrstühlen verlöre, wäre es mit dem weltweit einzigartigen Institut de facto vorbei.
KOMMENTAR VON PHILIPP GESSLER
Natürlich, es ist schon besonders, dass ausgerechnet an einer Technischen Universität ein solches geisteswissenschaftliches Institut gegründet wurde. Die Idee dahinter, dass die Techniker eben auch die Möglichkeit des Einblicks in die Geisteswissenschaften erhalten müssen, war richtig. Aber wenn denn schon mit Glück und Mühe ein Solitär entstanden ist wie das Zentrum für Antisemitismusforschung – warum gerade hier diese anstrebenswerte Interdisziplinarität zurückschrauben? Fachidioten gibt es genug.
Die Kürzungsideen für das Zentrum verwundern umso mehr, als gerade die vergangenen Jahre und Monate (nicht nur in Frankreich) gezeigt haben, wie virulent der Antisemitismus in Europa ist und wie schwer sich Bundesrepublik und EU mit diesem Thema weiter tun. Hier war die Expertise der TU-Forscher um die Professoren Benz und Bergmann Gold wert.
Zudem ist zu befürchten, dass wir künftig für dieses gesellschaftliche Problem nicht weniger Forscher dieses Schlags brauchen, sondern mehr. Wenn es das Zentrum nicht gäbe, man müsste es erfinden! Einen Lehrstuhl weniger überlebt es nicht. Hoffentlich ist noch genug Zeit, um Politik und TU-Leitung davon zu überzeugen.