Coole Juniorprofs

Das Bundesverfassungsurteil gegen die wissenschaftliche Blitzkarriere macht in Bremen niemand Angst

Bremen taz ■ Gelassen nahmen gestern Bremer JuniorprofessorInnen hin, dass das Bundesverfassungsgericht der Klage einiger Bundesländer gegen die Blitzkarriere für Nachwuchswissenschaftler entsprochen hat. „Das war abzusehen“, sagt Anatol Stefanowitsch, Linguistikprofessor im Studiengang Anglistik/Amerikanistik und Sprecher der Bremer Juniorprofs. Als einer der Ersten bundesweit habe er vor zwei Jahren gewusst, dass er sich auf ein Abenteuer einlasse, da es noch keine rechtliche Regelung auf Länderebene gegeben habe. Mittlerweile sei der verkürzte Karriereweg in das Bremer Hochschulgesetz aufgenommen, so dass er keine Auswirkungen des Urteils auf seine Anstellung an der Bremer Universität befürchte.

„Bedauerlich“ sei die Entscheidung dennoch, so Stefanowitsch. Das Problem: Die Juniorprofessur wird sich nicht in allen Bundesländern durchsetzen, viele Unis werden nach wie vor eine Habilitationsschrift erwarten. „Dabei wollten wir eigentlich vermeiden, dass die so ein dickes Werk schreiben müssen“, sagt Walter Dörhage, Abteilungsleiter beim Senator für Wissenschaft. Auch er sieht das Problem darin, dass die Juniorprofessur „weniger attraktiv“ wird und „an Charme verliert“. Bremen werde an der Juniorprofessur allerdings festhalten, auch wenn die Nachwuchsprofs gegen die traditionell Ausgebildeten in einigen Ländern den Kürzeren ziehen werden. „Klar, das ist ein Unsicherheitsfaktor“, sagt Jörn Peckmann, Professor für Marine Biochemie. „Das Verrückte ist ja, dass ich mich im Ausland mit meiner Qualifikation jederzeit auf eine Professur bewerben könnte, aber in Bayern Probleme bekommen könnte.“ Aber auch er glaubt nicht, dass seine Karriere gefährdet sei. Bei einem Nebeneinander von Juniorprofessur und Habilitation seien er und seine Kollegen sogar im Vorteil, sagt Anatol Stefanowitsch. „Wir haben einfach mehr Lehrerfahrung.“

Er glaube allerdings, dass es bei der Klage weniger um die Juniorprofessur gehe als um das Kompetenzgerangel zwischen Bund und Ländern. „Vielleicht war das nur ein Probelauf.“ Als nächstes Urteil wird eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über das Verbot von Studiengebühren erwartet.

eib

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