: Nacktarsch mit Folgen
Lebendige Demokratie: Das Mosel-Tourismus-Zentrum erhält einen anzüglichen Namen – aber abgeschwächt
KRÖV ap ■ Die Moselgemeinde Kröv hat nach Protesten den Namen Nacktarsch-Halle für ihr neues Veranstaltungszentrum geändert. Sie heißt jetzt Weinbrunnenhalle Kröver Nacktarsch. Das hat der Gemeinderat mit einer Mehrheit von 7 zu 4 Stimmen beschlossen und damit seine Entscheidung von vor zwei Monaten revidiert. Als „Kröver Nacktarsch“ firmiert ein Wein der Region.
Vorgeschlagen hatte die Ergänzung Bürgermeister Elmar Trossen (CDU), der die Halle eingeweiht hatte, ohne das Wort Nacktarsch auszusprechen. Er hatte sich bei der ersten Entscheidung mit seinen Bedenken gegen den Namen nicht durchsetzen können. Der Gemeinderat hatte damals mit 11 zu 4 Stimmen die Bezeichnung Nacktarsch-Halle beschlossen.
Die frühere Festhalle hieß Weinbrunnenhalle. Sie wurde abgerissen, und während der Bauzeit galt der provisorische neue Name Mosel-Tourismus-Zentrum. Diesen fand der Gemeinderat allerdings wenig werbeträchtig. Verbandsbürgermeister Otto-Maria Bastgen erinnerte die Räte daran: „Durch den kleinen Popo auf den Etiketten unserer Weine ist Kröv ‚popo-lär‘ geworden.“ Bastgen hatte auch bei der Einweihung deutlichst den Namen betont: „Ich begrüße Sie in der Nacktarsch-Halle.“
Weinkönigin Desiree Beth hatte den Namen Nacktarsch-Arena vorgeschlagen. Den fand man angesichts von 900 bis maximal 1.000 Plätzen aber zu großspurig. In der Gemeinderatssitzung im Juni wurde sich die Mehrheit einig, dass es bei dem Bekanntheitsgrad überflüssig sei, noch Kröv vor den Namen Nacktarsch-Halle zu setzen.
Nach der Entscheidung begannen Gegner des Namens eine Leserbriefaktion. Und Bürgermeister Trossen sah sich bestätigt. Er meinte, bei Einladungen etwa zu Hochzeiten würden Bürger es anstößig finden, die Gäste in die Nacktarsch-Halle zu bitten.
Am Donnerstagabend nun standen drei Vorschläge zur Auswahl: Moselfesthalle, Weinbrunnenhalle Kröver Nacktarsch und Nacktarsch-Halle. Verbandsbürgermeister Bastgen sagte: „In der Politik müssen Kompromisse gemacht werden.“ Und bei den gewohnten Volksfesten, darunter sogar ein „Nacktarsch-Fest“, könne auf den langen Namen verzichtet werden. Bastgen zeigte sich zufrieden. Eine Spaltung der Befürworter und Gegner des Namens sei vermieden worden, und jetzt könnten alle damit leben, sagte er. Er zeigte sich auch mit dem öffentlichen Interesse an der Namensfrage zufrieden: „Drei Fernsehteams waren da.“ Mehr als 100 Bürger verfolgten die Sitzung. Nach dem Beschluss wurden Buh-Rufe laut.
Jetzt soll der bisher fehlende Schriftzug an der Halle angebracht werden. Die Gemeinderäte beschlossen ausdrücklich, alle drei Wörter müssten die gleiche Größe haben: Weinbrunnenhalle Kröver Nachtarsch.