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Archiv-Artikel

Die Kraft der Sonne

Vor zwei Jahren wurde der Photon-Photovoltaik-Aktienindex ins Leben gerufen. Seitdem gingen die darin vertretenen Unternehmen um gut 75 Prozent in die Knie – erholen sich aber seit Jahresanfang

Die Solarindustrie gehört zu den energetischen Hoffnungsträgern schlechthin. Solarthermie ist bereits ein konjunktureller Motor, die Technik zur solaren Erwärmung von Brauchwasser ist finanziell erschwinglich. Auf gutem Wege ist auch die Photovoltaik – die Stromerzeugung mittels Sonnenlichts. Etliche Photovoltaikunternehmen sind auch für Anleger interessant. Um die Entwicklung dieser Branche zu dokumentieren, wurde vor nunmehr zwei Jahren der Photon-Photovoltaik-Aktienindex ins Leben gerufen, kurz PPVX. Initiiert hatten ihn der Aachener Solar Verlag – dort erscheint das deutschsprachige Solarstrom-Magazin Photon und das englischsprachige Magazin Photon International – sowie der Wiener Verlag Öko-Invest, wo der gleichnamige Börseninformationsdienst publiziert wird.

Der PPVX startete im August 2001 mit den bei neuen Indizes üblichen 1.000 Punkten. Aufgenommen werden laut Kriterien „Unternehmen, die über 50 Prozent des Vorjahresumsatzes mit Produkten oder Dienstleistungen gemacht haben, die direkt oder indirekt mit der Installation beziehungsweise Nutzung von Photovoltaikanlagen zusammenhängen“. Ein vierköpfiger Index-Beirat aus beiden Verlagen befindet über Aufnahme oder Ausschluss der Firmen.

Die Index-Familie ist bunt gemischt. Zu den darin heute vertretenen zwölf Firmen gehören amerikanische und deutsche Werte, außerdem eine australische und seit vier Wochen auch eine kanadische Firma. Kerngeschäfte: Herstellung von Solarzellen und Komponenten, außerdem Solarwasserpumpen.

Allerdings entwickelte sich der Index nicht ungetrübt steil aufwärts, im Gegenteil: Bereits im Jahr 2001 war abzusehen, dass die Weltbörsen in die Knie gingen, und davon blieb die Photovoltaikbranche nicht verschont. So verlor der PPVX bereits innerhalb der ersten vier Wochen 32 Punkte. Und von da an ging’s bergab: So stürzte etwa die Freiburger S.A.G. Solarstrom AG schon Anfang September auf ein Jahrestief von weniger als vier Euro, der Wert der Konstanzer Sunways AG halbierte sich auf weniger als drei Euro und die Bonner SolarWorld AG rutsche um zwölf Prozent – um nur einige zu nennen. Im Oktober des ersten Jahres wähnte man bei 693 Punkten bereits „die Talsohle durchschritten“ und rechnete mit einem Aufwärtstrend zum Jahresende – eine Prognose, die sich zwar erfüllte, aber nicht dauerhaft hielt. Schwankte der Index in den darauf folgenden Monaten noch um einen Wert von 750 Punkten, kam er Ende des ersten Quartals 2002 ernsthaft ins Trudeln und blieb im Mai vergangenen Jahres nur ganz knapp oberhalb der 600er Grenze. Tendenz: abwärts, analog zur weltwirtschaftlichen Lage. Zwei Wochen vor seinem ersten Geburtstag landete er am 14. Juli 2002 bei 412 Punkten – und das war noch nicht das untere Ende der Fahnenstange.

Denn die schlechte Börsenstimmung machte auch vor Solarstromfirmen nicht halt. Zwar wurde nach erfolgreichem Börsengang im Juli 2002 erstmals die Freiburger Solar-Fabrik AG in den PPVX aufgenommen – womit die Zahl der Werte von einst elf auf zwölf stieg –, doch der Punktestand sackte weiter, durchbrach die 400er Marke und war bald darauf auf bestem Weg, auch noch unterhalb von 300 Punkten zu fallen. Das geschah dann im vergangenen Oktober. Diese krasse Talfahrt lässt sich jedoch an der Solarbranche selbst kaum festmachen – immerhin legten Firmen wie die Bonner SolarWorld AG oder die amerikanische Energy Conversion Devices seinerzeit gute Geschäftszahlen vor. Einer der Gründe ist sicher darin zu finden, dass der PPVX gerade dann ins Leben gerufen wurde, als Umweltaktien einen Höchststand erreicht hatten, und die Börsen in den letzten zwei Jahren weltweit bröckelten.

Insgesamt fiel der PPVX im vergangenen Jahr um 61 Prozent auf einen Tiefststand von 281 Punkten. Dem Deutschen Aktienindex, DAX, ging es nur unwesentlich besser: Er büßte immerhin noch 42 Prozent ein. Als PPVX-Vergleichsindex dient der Branchenindex Amex Oil, in dem 15 internationale Ölkonzerne gelistet sind. Er verlor in 2002 nur 26 Prozent.

Die Trendwende kam dann im ersten Halbjahr 2003: Der PPVX stieg – nach einigen Schwankungen – seit Jahresbeginn und erreichte kurz vor seinem zweiten Geburtstag 347 Punkte. Allerdings musste man sich am 30. Juni von einem Wert verabschieden: Astropower wurde auf Beschluss des Index-Beirats aus dem PPVX genommen. Der amerikanische Solarzellenhersteller hatte bis Mitte 2003 noch immer keine Umsatz- und Ergebniszahlen für das Jahr 2002 veröffentlicht. Damit verstieß es gegen die Publizitätspflichten, was im Juli sogar zum Delisting von der amerikanischen Technologiebörse Nasdaq führte.

Während im Jahr 2002 noch sämtliche im PPVX vertretenen Aktien teils rasante Kursverluste hinnehmen mussten, gibt es jetzt bereits wieder Lichtblicke: Der australische Modul- und Pumpenhersteller Solar Energy Systems Ltd. gewann von Januar bis Ende Juli 250 Prozent (auf Penny-Stock-Niveau von unter 20 australischen Cent), die Solon AG im gleichen Zeitraum 109 Prozent und die Solar-Fabrik AG noch 65 Prozent.

Mitte Juli gab es dann sogar inhaltlich Zuwachs: Der kanadische Modulhändler Arise Technologies ging 17 Monate nach der ersten Ankündigung in Toronto erfolgreich an die Börse und wurde vom Beirat in den PPVX aufgenommen. Nach dem Ausschluss von Astropower verzeichnet der Index also nunmehr wieder zwölf Titel.

Wo der PPVX zu seinem dritten Geburtstag im August 2004 stehen werde, lasse sich zwar „schwer vorhersagen“, heißt es beim Solar Verlag. Er sollte aber wohl, so hofft man, „innerhalb einer Bandbreite von 333 bis 500 Punkten liegen“. ANDREAS LOHSE

www.photon.de www.oeko-invest.de