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Archiv-Artikel

Kabinett dreht Änderungen beim Krankengeld zurück

Selbstständige sollen das Krankengeld künftig wieder über den normalen Kassenbeitrag absichern können

BERLIN taz ■ Die Bundesregierung dreht die umstrittenen Änderungen beim Krankengeld zurück. Wer als Selbstständiger freiwillig gesetzlich krankenversichert ist, soll das Krankengeld künftig wieder ganz normal mit dem Kassenbeitrag absichern können: Zahlt er den vollen Beitragssatz von 15,5 Prozent, bekommt er die Zahlungen zum Lebensunterhalt ab der siebten Krankheitswoche. Das Kabinett hat dazu in dieser Woche einen Gesetzentwurf beschlossen. Er soll am 1. August in Kraft treten.

Für viele Betroffene bedeutet das eine Verbesserung: Denn seit dem Jahreswechsel konnten viele Selbstständige ihren Krankengeldanspruch nur noch über einen Wahltarif absichern. Damit mussten sie sich für drei Jahre an eine Kasse binden – ohne Wechselchance, wenn diese einen Zusatzbeitrag erhebt. Zudem mussten die Versicherten im Wahltarif häufig mehr für Krankengeld zahlen als zuvor. Besonders Ältere hatten Nachteile, mehrere Kassen hatten ihre Angebote nach Alter gestaffelt.

„Alle Wahltarife, die zum 1. 1. 2009 eingegangen wurden, verlieren ihre Gültigkeit, wenn das Gesetz in Kraft tritt“, sagt eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums. Die Kassen müssen dann neue Verträge kalkulieren. Denn die Möglichkeit, das Krankengeld über Wahltarif abzusichern, soll es weiter geben. Selbstständige, die sich dafür entscheiden, zahlen 14,9 Prozent an normalem Beitrag.

Altersabhängige Tarife sind bei der Neuauflage nicht mehr erlaubt. Fans einer klassisch solidarischen Krankenversicherung wird das freuen. Florian Lanz vom Spitzenverband der Krankenkassen findet aber: „Das ist ein zweischneidiges Schwert.“ Junge Selbstständige, die von den gestaffelten Tarifen profitiert hätten, so Lanz, könnten sich nun für eine private Krankentagegeldversicherung entscheiden. Da die auch nach Krankheitsrisiko kalkuliert wird, lohnt sie sich eher für Gesunde. Die Sorge: Bei den gesetzlichen Kassen bleiben Ältere und Kränkere zurück. KATJA SCHMIDT