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Archiv-Artikel

Nur die Polizei sieht zu

In Oranienburg demonstrieren 35 Rechte. Weil sie die Geschäftszeiten nicht kennen, bleiben sie sehr allein

Von AM

Seltsame Logistik. Der „Märkische Heimatschutz“ (MHS), eine in Brandenburg operierende rechtsextremistische Gruppierung, hatte für den Mittwoch bei der Polizei Oranienburg eine Demonstration angemeldet. Thema: Protest gegen die Agenda 2010, Ort: vor der Einkaufspassage, Zeitpunkt: 18 bis 21 Uhr.

Dass die etwa 35 jugendlichen Demonstranten zu dieser Uhrzeit in jeder märkischen Kleinstadt nahezu unbemerkt bleiben würden, hätte dem Anmelder der Veranstaltung, dem im Barnim lebenden, polizeibekannten Gordon Reinholz, klar sein müssen. Um 18 Uhr werden in der Oberhavel-Kreisstadt nämlich die Bürgersteige hochgeklappt. Einigen wenigen Oranienburgern, die noch rasch am Automaten der hier gelegenen Bank Geld zogen, drückten sie ihre Flugblätter in die Hand. Ansonsten blieb man mit zwei Transparenten und der stark vertretenen Polizei unter sich. Bis 20.40 Uhr, dann wurde das Ganze vom MHS selbst abgebrochen.

Vor 18 Uhr hatte die Polizei die Neonazis am S-Bahnhof abgefangen. Gegen drei von ihnen wurden Platzverweise ausgesprochen: Zwei hatten gegen das Vermummungsverbot verstoßen, einer trug Pfefferspray bei sich. Laut Martin Werner, Pressesprecher der Polizei, kamen einige der abendlichen Demonstranten auch aus Berlin und Strausberg.

Der „Märkische Heimatschutz“ hat laut Brandenburger Verfassungsschutzbericht 2003 etwa „35 anpolitisierte“ Mitglieder. Er wurde 2001 von dem heute 25-jährigen Gordon Reinholz mit Unterstützung des NPD-Geschäftsführers Frank Schwerdt gegründet.

Der MHS greift in letzter Zeit verstärkt sozial- und kommunalpolitische Themen auf. So etwa während der Demos gegen den Irakkrieg 2002, wo sich „Heimatschützer“ mit ihren Flugblättern unters Volk mischten, oder in der Bürgerinitiative gegen eine geplante Müllverbrennungsanlage im Oranienburger Ortsteil Germendorf. Diesmal war es ein diffus formulierter Protest gegen die Agenda 2010.

Dass die MHS-Mitglieder auch anders können, zeigten sie im Januar dieses Jahres in der Kreisstadt. Zu einer Infoveranstaltung des Forums gegen Rassismus versuchten sich 15 MHSler gewaltsam Zutritt zu verschaffen. Die Polizei musste Platzverweise aussprechen. AM