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Archiv-Artikel

Wenig Spaß in der Regionalliga

Regionalliga-Aufsteiger Fortuna Düsseldorf verliert trotz Überlegenheit bei Preußen Münster. Der lange Weg zurück in den bezahlten Fußball wird wenig spaßig. Das leicht rustikale Ambiente im Münsterland war ein kleiner Vorgeschmack

MÜNSTER taz ■ Der bekennende Münsteraner Götz Alsmann hat mal einen Fußballsong aufgenommen – obwohl er, wie er immer behauptet, von der Materie überhaupt keine Ahnung habe. Im Mambo-Rhythmus ertönen dabei die Textzeilen: „Preußen Münster... hier macht Fußball Spaß.“ Geht so, werden sich am Wochenende vor allem die Fans von Fortuna Düsseldorf gedacht haben. Zum Auftakt der neuen Saison in der Regionalliga Nord verlor die Fortuna bei Preußen Münster mit 0:1. Unglücklich, oder „vorne dumm und hinten dumm“, wie Düsseldorfs Trainer Massimo Morales nach dem Spiel enttäuscht feststellte. Ein bedächtig kontrolliertes Spiel wurde hergeschenkt.

Nach zwei Jahren in der viertklassigen Oberliga begann für die Fortunen die Rückkehr in den semiprofessionellen Fußball denkbar schlecht. Eine einzige, halbe Torchance reichte den Münsteranern zum Sieg. Neuzugang Marcus Fischer traf in der 76. Minute aus dem Gewühl. „Wir haben das Geschenk des Sieges gerne angenommen“, sagte der ewige Preußen-Trainer Hans-Werner Moors nach dem Spiel. Geschenke, die vor allem die Fortunen-Spieler leichtfertig verteilten: Frank Mayer setzte den Ball unbedrängt neben das Tor, Axel Bellinghausen schoss kurz nach dem Rückstand Münsters überragenden Torhüter André Poggenberg aus fünf Metern freistehend ab. In der Nachspielzeit übersah Schiedsrichter Thomas Frank auch noch ein wahrscheinliches Handspiel im Münsteraner Strafraum. „Der Linienrichter, der Elfmeter pfeifen wollte, hatte keine Pfeife“, wütete Massimo Morales nach dem Spiel. Der Schiedsrichter, der die Pfeife hatte, pfiff dann lieber ab. Keine Zeit für Diskussionen.

Die Düsseldorfer konnten ihre Überlegenheit nicht nutzen. Nicht auf dem Rasen und nicht auf den Rängen: knapp 4.000 Fans begleiteten das Team ins Münsterland. „Zweite Liga wir kommen: 36 Spiele, 36 Siege“ stand auf den T-Shirts. Im mit offiziell 8.200 Besuchern (eher mehr) gefüllten Preußen-Stadion übernahmen sie schnell die akustische Dominanz. Einzig ein schwergewichtiger, kurz vor dem Kollaps stehender Münsteraner Preuße, hielt im aggressiven Gauleiter-Ton dagegen. „Ärger gesucht“, stand ihm auf die Stirn geschrieben. Im VIP-Presseraum-Chaos blieben die feiernden Münsteraner dann unter sich. Zutritt nur mit Zusatz. Die irgendwo in den in den Katakomben des maroden Preußen-Stadions an der Hammer Straße statt findende Pressekonferenz blieb Herrschaftswissenden vorbehalten. Immerhin ertönten die Trainerstimmen über die Stadionlautsprecher. 13 Jahre der Drittklassigkeit hinterlassen ihre Spuren.

Sportlich dürfte das Spiel beide Mannschaften nicht wirklich weiter bringen. Preußen Münster wird in dieser Form ohne anhaltendes Glück nicht allzu viele Spiele gewinnen können. Fortuna Düsseldorf ist schneller als erwartet in der Realität angekommen. Hoffnungen auf einen Durchmarsch sollten erst einmal zurückgestellt werden. Auch wenn die Eröffnung der neuen, 51.000 Zuschauer fassenden Multifunktionsarena höhere Erwartungen wecken wird. Am Samstag mussten alle bald feststellen: In der Regionalliga macht Fußball nur selten richtig Spaß. HOLGER PAULER