IHK: Arbeitslose machen Köln unattraktiv

Kölns Stärken sind Medien, Flughafen und Versicherungen, befindet die Industrie- und Handelskammer. Probleme seien allerdings leere Kassen und in Parkanlagen herumlungernde Arbeitslose, die überall ihren Müll hinterlassen

Köln taz ■ Im vergangenen Jahr stand er noch auf der Top-Liste der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Köln: Der erste Fußballclub am Ort sollte der Stadt nicht nur sportlichen, sondern auch wirtschaftlichen Erfolg bescheren. Doch nach seinem Abgang in die zweite Liga findet sich der 1. FC Köln noch nicht einmal mehr auf der IHK-Flop-Liste.

Auch andere wirtschaftliche Erwartungen haben Stadt und Umland nicht erfüllt. Das belegt die Studie „Tops und Flops – Stärken und Schwächen der Wirtschaftsregion Köln“. Die Ergebnisse stellte Herbert Ferger, Hauptgeschäftsführer der IHK, gestern vor. „Die aktuelle Lage des hiesigen Wirtschaftsraumes ist weit weniger positiv als der Ausblick“, betont Ferger. Immerhin ließen sich gewisse Fortschritte gegenüber dem Vorjahr erkennen. 2003 hat die IHK zum ersten Mal die ökonomischen Tops und Flops in und um Köln analysiert. Positiv bewertet Ferger zum Beispiel die Tatsache, dass der Wirtschaftsstandort Köln/Bonn nun professionell vermarktet wird. Dafür sorgt seit Beginn des Jahres die eigens zu diesem Zweck gegründete „Standortmarketing Region Köln/Bonn GmbH“.

Ein weiteres „Top“ ist laut Ferger der Verbleib von RTL in Köln. Der Sender zieht in die historischen Rheinhallen, die die Kölnmesse in Deutz nicht mehr nutzt. Und trägt so dazu bei, dass Köln der Ruf als „Medienstadt“ erhalten bleibt. Weit oben auf der Top-Liste steht auch der Flughafen Köln/Bonn, der der gesamten Region als Beschäftigungsmotor gilt. Überraschend: Köln ist ein echter Versicherungsstandort. Die rund 28.260 Beschäftigten in dieser Branche tragen zum wirtschaftlichen Wohlergehen der Domstadt bei.

Grund zu echter Freude bietet die IHK-Studie jedoch nicht. Ganz oben auf der Flop-Liste steht die fortwährende Ebbe in den städtischen Kassen. Diese schränke die Politiker in der Weiterentwicklung der Stadt erheblich ein, so Ferger. Und zwar auf viele Jahre. Zu Flops gehören auch die gescheiterte Kulturhauptstadt-Bewerbung und der geplatzte Ausbau der Autobahn A1 am Lövenicher Deckel.

Auch die „Rekord-Arbeitslosigkeit“, die Köln im Frühjahr 2004 mit knapp 60.000 Nicht-Beschäftigten verzeichnete, mache der Stadt zu schaffen. Die zahlreichen Arbeitslosen, die auf öffentlichen Plätzen und in Grünanlagen kampierten und danach ihren Müll hinterlassen würden, „machen Köln auch als Wirtschaftsstandort weniger attraktiv“, klagt Ferger.

Andrea Martens