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Archiv-Artikel

Am liebsten Hamlet

Traumberuf SchauspielerIn (3): Man muss als freier Darsteller immer kämpfen, sagt Dominik Maringer. Er hat sich bewusst gegen Ensembleangebote in kleinen Städten entschieden

Protokoll: Carolin Ströbele

Wenn ich auf der Bühne stehe, möchte ich bei meinen Zuschauern etwas bewirken: Ich habe das dringende Bedürfnis, die Menschen zum Lachen oder zum Weinen zu bringen. Die schönsten Erlebnisse im Theater sind nicht die, wenn mir gesagt wird: „Du warst toll heute“, sondern „das hat mich total berührt“.

Als ich vor einem Jahr an der Hamburger Schauspielschule fertig geworden bin, war mein erster Gedanke: Jetzt muss ich selbst entscheiden, jetzt muss ich wissen, was ich will. Während der Ausbildung denkst du noch, du kannst es dir nachher aussuchen, an welches große Theater du gehen willst. Aber nach der Schauspielschule sieht die Situation ganz anders aus: Ich hatte zwar drei Ensemble-Angebote – aber alle an Theatern in sehr kleinen Städten. Und da wollte ich nicht so gerne hin.

Du musst dich dann entscheiden: Gehst du in ein Ensemble in der Provinz, kriegst du erst mal zwei Jahre lang 13 Monatsgehälter bezahlt, hast eine feste Anstellung und spielst ganz viel. Obwohl es für mich auch ganz wichtig war, viel zu spielen, habe ich die drei Angebote ausgeschlagen. Das war ein großes Risiko. Aber ich hatte Glück und konnte in der vergangenen Spielzeit drei Stücke im Schauspiel Frankfurt spielen und ein Stück am Thalia in der Gaußstraße (Herr Kolpert).

Man darf sich nicht denken: Nur weil man an der Schauspielschule war, ist der Weg völlig geebnet und man muss nichts mehr tun. Man muss immer wissen, was man will, und man muss immer kämpfen. Wenn du zum Vorsprechen ans Theater gehst, fühlst du dich zum Beispiel wieder wie am Anfang. Du denkst dir: „Mann, jetzt warst du vier Jahre auf der Schule und hast auch schon mit einigen Aufführungen Erfolge gehabt. Und jetzt wirst du wie der letzte Idiot behandelt.“

Als freier Schauspieler ist es natürlich hart, wenn du zu Hause sitzt und auf Angebote oder Zusagen wartest – das zehrt. Da muss man sich immer wieder sagen: „Cool down.“ Das ist eben der Preis dafür, dass man nicht in ein Ensemble gegangen ist. Außerdem musst du manchmal interessante Sachen ablehnen, weil sich die Termine überschneiden. Ich musste zum Beispiel ein Filmprojekt absagen, bei dem ich sehr gerne mitgemacht hätte, weil ich in der Zeit in Frankfurt proben musste.

Ich kann von meinem Beruf leben und habe noch keinen anderen Job oder Unterstützung von meinen Eltern gebraucht. Momentan bin ich zwar das erste Mal in meinem Leben offiziell arbeitslos, aber ich weiß ja, dass es im September weitergeht. Da spiele ich am Thalia bei der Monkey Show von Erik Gedeon mit. Außerdem werde ich in Berlin bei einer freien Produktion von Christiane Pohle mitmachen, darauf freue ich mich schon wahnsinnig.

Bisher habe ich wirklich Glück gehabt und bin in meinen ‚Illusionen‘ die ich von der Schauspielerei hatte, noch nicht enttäuscht worden. Ich konnte an guten Theatern Stücke machen, die ich gerne machen wollte. Und was Film und Fernsehen betrifft, da hatte ich früher eigentlich gar keine Vorstellungen. Ich komme vom Land, aus einem winzigen Dorf in Österreich, und hätte nie gedacht, dass ich überhaupt irgendwann mal etwas in dem Bereich machen würde.

Jetzt ist das natürlich anders. Reizen würden mich zum Beispiel Rollen, wie sie August Diehl spielt (Was nützt die Liebe in Gedanken, Lichter). Und mein Traum für das Theater? Na ja, jeder will doch mal den Hamlet spielen, oder?