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Archiv-Artikel

Über dem Space Park kreisen die Geier

Die Gnadenfrist, die der Senat dem Space Park im Mai gesetzt hat, ist längst abgelaufen. Ein Investor, der den Betonbau übernimmt, nicht in Sicht. Die Bank wollte schon im Mai aussteigen. Inzwischen rechnet selbst das Rathaus mit der Insolvenz

Bremen taz ■ Das Space Center hat in den Sommermonaten einige gute Tage gehabt, von einer Kostendeckung durch die Eintrittspreise aber scheint „Europas größter Indoor-Erlebnispark“ (Eigenwerbung) nach wie vor weit entfernt zu sein. In dieser Woche, so meldete der Weser Report, müsse das Space Center zudem bei der Dresdner Bank um einen weiteren Scheck anstehen – von dem Betriebsmittelkredit, den die Allianz-Tochter und der Bremer Senat einst zugesagt haben. 1,2 Millionen Euro waren im Mai freigegeben worden. Die dürften inzwischen aufgebraucht sein. Die Dresdner Bank hüllt sich in Schweigen.

Wie viel schon weg ist von den 10 Millionen Euro – bis zu dieser Grenze wollten die beiden Partner die Anlaufverluste der Betreiberfirma ProFun übernehmen –, teilt die Bank ebenso wenig mit. Auch die Besucherzahlen werden nach wie vor als großes Betriebsgeheimnis behandelt. Andere Zahlen sprechen für sich: 66 von 368 Mitarbeitern ist gekündigt worden. Die Geheimniskrämerei heizt die Spekulationen nur an. Denn das einst zugesagte Geld dürfte bald alle sein, Hoffnungen auf Rückzahlung des Kredits durch die anfangs hoch gelobte Firma „ProFun“ kann es eigentlich nicht geben. De facto hat sich der Senat mit dem Kredit entgegen früheren Bekundungen an dem Betreiberrisiko beteiligt.

Die Dresdner Bank hatte schon im Mai die Hoffnung aufgegeben, dass das Space Center in Gang kommen könnte. „Wir haben damals klar kommuniziert, dass wir aussteigen wollen“, sagt die Sprecherin der Allianz-Immobilien, Katharina Piro. Damals wollte die Dresdner Bank eigentlich den Geldhahn zudrehen. Als jedoch Bremen damit drohte, die Investitionszuschüsse für den gesamten Space Park zurückzufordern – das dürften mindestens 30 Millionen Euro sein – gewährte die Dresdner Bank einen Aufschub. Denn dieses Geld müsste die der Dresdner Bank gehörende Immobilien-Gesellschaft zahlen – oder die leer stehende Immobilie Space Park ebenfalls dem Insolvenzverwalter übergeben. In der Hoffnung, dies zu vermeiden und doch noch selbst einen Käufer zu finden, bestellte man im Mai gemeinsam ein Gutachten.

Der Bremer Wirtschaftsprofessor Rudolf Hickel, bei der Muttergesellschaft der Dresdner Bank, der Allianz-Versicherung, im Aufsichtsrat, hatte einmal vorgeschlagen, die Dresdner Bank sollte die Immobilie vollkommen abschreiben und für einen Euro dem Bremer Senat in den Schoß legen. Das würde für Bremen sehr teuer: Die Stadt hätte alle Folgerisiken allein zu tragen. Und gerade das will die große Koalition nicht. Noch im Juni lehnte die Bürgerschaft jegliche weiteren Mittel für den Space Park ausdrücklich ab.

Jüngst waren wieder Namen wie „Petri“ und „Zech“ ins Gespräch gebracht worden. Carlo Petri ist ein erfindungsreicher Unternehmer der Tourismus-Branche, der das „Universum“ führt und das Klimahaus in Bremerhaven betreiben soll. Aber schon bei der Botanika hatte Petri als erfahrener Kaufmann jedes unternehmerische Risiko abgelehnt. Für den Space Park könnte er als Ideengeber eine Rolle spielen – Geld wird er kaum hineinstecken. Das hatte im Juni auch der Bauunternehmer Kurt Zech klar abgelehnt. Das Image des Space Parks sei so schlecht, so Zech damals, dass kein Unternehmer, dem sein Ruf etwas wert sei, damit in Verbindung gebracht werden wolle. Die Spekulation mit Namen wie Petri und Zech ist also eher ein Zeichen dafür, wie ratlos die Besitzer der Immobilie – die Bank und zu 10 Prozent der Bremer Senat – sind. Der zuständige Abteilungsleiter im Bremer Rathaus, Heiner Heseler, rechnet derzeit weniger mit der guten Nachricht von einem neuen Investor als mit der schlechten Nachricht – dem Insolvenz-Antrag des Space Centers.

Klaus Wolschner