: Feier ohne Basis
Lange eröffnet Jahr des Schulsports. KritikerInnen sprechen von „Schulsport-Desaster“. Sportlehrer Peter Stielert: 140 traditionelle Wettkämpfe fallen aus
Die feierliche Eröffnung des „Jahr des Schulsports“ fiel gestern in zweifacher Hinsicht ins Wasser. Weil es in Strömen goss, musste das Eröffnungsfestival namens „SchoolSports“ in die Turnhalle der Hamburger Uni ausweichen. Glaubt man KritikerInnen des neuen Arbeitszeitmodells, so war auch mit den anwesenden 3000 SchülerInnen nicht die eigentliche Basis des Schulsports vertreten.
„Wer da hingegangen ist, das waren überwiegend Grundschullehrer, die mit ihren Klassen einen schönen Ausflug machen wollten“, erklärt Sportlehrer Peter Stielert. Auch hätten die gebotenen Attraktionen wie Hüpfburg und Rutsche „zum Teil wenig mit Schulsport zu tun“. Gymnasien, Gesamtschulen und andere weiterführende Schulen hätten sich an der Eröffnung zudem nicht beteiligt. Organisiert worden sei das Fest von Ausrüsterfirmen, Krankenkassen, privaten Trägern und Vereinen. Stielert: „Die Schulsport-Fachausschüsse haben sich aus der Organisation zurückgezogen.“
Grund ist das Lehrerarbeitszeitmodell, dass SportlehrerInnen mit Faktor 1,2 bis 1,25 versieht und diese so zu „LehrerInnen 2. Klasse“ mache. Stielert: „Die Mehrarbeit ist zum Teil unglaublich. Es gibt Kollegen, die 7 oder 9 Stunden mehr unterrichten müssen“. Bereits vor den Ferien hatten deshalb Sport-Fachausschüsse wie Fußball, Schwimmen und Leichtathletik ihren Boykott erklärt.
Tatsächlich werde Hamburg deshalb ein „Jahr des Schulsport-Desasters“ erleben, sagt der ehemalige Kreis-Sportbeauftragte Stielert. Rund 140 seit Jahrzehnten gewachsene große Schulsport-Wettbewerbe vom Fußballtunier bis zum Skilanglauf fänden in diesem Jahr nicht statt. Etliche für diese Tage geplante Wettkämpfe wie der „Staffeltag“ seien bereits ausgefallen.
Besonders blamabel findet Stielert, dass Hamburg 2004 erstmals nicht beim Bundesfinale „Jugend trainiert für Olympia“ vertreteten sei. Doch die für das Schulsportjahr geplanten Aktionen würden nicht stattfinden. Stielert: „Ihren Schulsportkalender kann die Behörde in den Müll schmeißen.“ KAJ