: Stubn-Musik in New York
Die bajuwarisch-amerikanische Jazzgitarristin und Sängerin Leni Stern tritt heute Abend im Sendesaal von Radio Bremen auf. Ihr Credo: Es gibt nichts besseres als noch eine Gitarre
taz: Frau Stern, was für ein Name steht in Ihrem Reisepass?
Leni Stern: Magdalena – und inzwischen tut es mir auch leid, dass ich nicht auf meinem Namen bestanden habe. Die Amerikaner verkürzen halt gerne, und Maggie wäre noch schlimmer gewesen. Aber genutzt hat es nicht viel, denn Leni können die meisten auch nicht richtig aussprechen.
Sie haben in den 70er Jahren in München als Schauspielerin gearbeitet und sich dann entschieden, in den USA Jazzgitarre zu studieren. Seit einigen Jahren schreiben Sie nun auch Songtexte und singen. Ist das ein wenig wie ein Weg zurück zur Schauspielerei?
Singen und Schauspielen sind sich sehr ähnlich. Aber für lange Zeit fühlte ich mich im Englischen nicht so zuhause, dass ich mich künstlerisch darin ausdrücken wollte. Ich hätte auch gar nicht gewusst, was ich da hätte singen sollen.
Instrumentale Musik geht ja über die Sprache hinaus, und die Anforderungen an Musiker sind in New York ungeheuer groß. Und das ist auch sehr schön und aufregend. Ich wollte zuerst einfach nur eine gute Musikerin sein.
Sie wechseln beim Singen oft in die Kopfstimme. Sind das vielleicht Anklänge an das Jodeln aus Ihrer bayrischen Heimat?
Es fällt mir zumindest sehr leicht, aber eigentlich kommt dieses Jodeln aus dem Rhythm & Blues-Gesang. Doch wenn ich meine Wurzeln suche, dann liegen die wohl tatsächlich in der „Stubn-Musik“. Da gibt es wunderschöne Stücke für Zither, Gitarre und akustischen Bass.
Es fällt auf, dass Sie viele Stilformen in Ihrer Musik verarbeiten. Auf der letzten CD gibt es indische Tablas, einen Countrysong, Rhythmen aus dem Balkan und Lieder in der Singer/Songwriter-Tradition. Wie bringen Sie all das unter einen Hut?
Für mich ist das Schöne am Jazz, dass man mit ihm alles bearbeiten kann. All diese Einflüsse kann man durch die Brille des Jazz sehen und so nach Hause bringen.
Der Jazz hat sich ja traditionell an den Volksmusiken orientiert. Duke Ellington hat mal gesagt, es gäbe keine Sparten in der Musik sondern nur gute und schlechte. Ich finde es zum Beispiel schade, dass so oft auf die Countrymusik herabgesehen wird. Da ist es vielen peinlich, wenn ein ungebildeter Redneck so singen kann, dass einem dabei das Herz aufgeht.
Sie haben zwar nie eine Platte zusammen mit ihrem Mann, dem Gitarristen Mike Stern, aufgenommen, aber es ist auffällig, wie gerne Sie zusammen mit anderen Gitarristen spielen. Warum spielen Sie so gerne Dialoge auf Ihrem Instrument?
Mein alter Gitarrenlehrer hat immer gesagt, es gäbe für eine Gitarre nichts besseres als eine zweite Gitarre – und das stimmt.
Im Jazz hat sich das nicht so durchgesetzt, aber in der Countrymusik, in der spanischen, Mariachi- und Stubn-Musik, überall gibt es zwei Gitarren, weil es klanglich so gut harmoniert. Gitarristen hocken ja auch immer zusammen und fachsimpeln.
Interview: Wilfried Hippen
Leni Stern tritt zusammen mit dem Bassisten Derek Layes heute Abend um 21 Uhr im Sendesaal von Radio Bremen (Bürgermeister-Spitta Allee 45) auf