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Archiv-Artikel

Mit Seifenblasen gegen den Strukturwandel

Die Serie zur NRW-Kommunalwahl am 26. September. Heute: Arroganz der Macht oder Populismus in Castrop-Rauxel

Castrop-Rauxel?Irgendwie ist die Stimmung in der „Europastadt im Grünen“nicht gerade rosig. Vielleicht liegt‘s daran, dass immer wieder irgendwas schief läuft in der 80.000-Einwohner-Stadt. „Xscape“, die von allen Kommunalpolitikern mit Ausnahme der Grünen herbeifabulierte Skihalle, wird nichts. Mit dem Hype um das peinliche Projekt haben sich so ziemlich alle Beteiligten diskreditiert. Jetzt träumen alle davon, dass ein Ayurveda-Zentrum massig Arbeitsplätze schaffen wird. Klingt nach einer neuen arbeitsmarktpolitischen Seifenblase. Sowieso scheint es meistens an Bürgerinitiativen und ehrenamtlicher Arbeit zu liegen, wenn in Castrop mal was geht. Wer hat was zu verlieren?Die CDU ihre knappe Mehrheit, die sie 1999 überraschend gewann. Jetzt regiert sie zusammen mit der Freien Wählerinitiative (FWI), die vor fünf Jahren 11,3 Prozent holte. Die Grünen waren 1999 eher schwach und holten 4,1 Prozent. Setzt sich der Trend der Europawahl fort, kommt es zu einem Kopf-an-Kopfrennen der beiden Volksparteien.Wer regiert im Rathaus?Nils Kruse, Rechtsanwalt und CDU-Bürgermeister, gefällt es auf der politischen Bühne, auch wenn er kurz nach Beginn seiner Amtszeit beinahe über Familienfilz gestolpert wäre. Aber das haben die Wähler schon wieder vergessen. Also: Vorhang auf für den zweiten Akt?Wer will da rein?SPD-Dauerkandidat, Lichtgestalt und ewiger Zweiter Johannes Beisenherz. Träumt schon lange vom Posten des Bürgermeisters. Jetzt könnte ihm jedoch der negative Bundestrend der SPD einen Strich durch die Rechnung machen. Er wird aber bestimmt in fünf Jahren wieder antreten.Was gibt es im Wahlkampf außer Kugelschreibern?Nicht viel. Die SPD rühmt sich damit, das letzte Freibad der Stadt erhalten zu wollen – wer will das nicht? Ein bisschen Streit gibt es dafür um den Neubau der Realschule. Traditionell war die CDU dafür, die SPD dagegen. Aber da sich die Lokalpresse lieber mit Kleingartenvereinen, Volksfesten und dem Besuch des Kaiser-Wilhelm-Urenkels beschäftigt, findet der Wahlkampf unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.Wer hat die schönsten Wahlkampfplakate?Die SPD hat auf jeden Fall die meisten. Im Wahlkampf trifft CDU-Arroganz der Macht auf SPD-Populismus. Viel kann da nicht herauskommen.Die taz-PrognoseDas Rennen ist noch offen. Kritiker sagen, es sei sowieso egal wer gewinnt. Sie könnten recht haben. ULLA JASPER