LONNG PLAYING RECORD * Jukebox - Der musikalische Aszendent

Mit Musik. So steht man auch einen 11. 9. durch

Der 11. September. Nächster Donnerstag. Muss allerdings vorbereitet sein. Haben die Rastafarians schon recht: One world. Alles ein Topf. Eine Suppe. Auch wenn die Brocken, die darin schwimmen, so gar nicht zusammenpassen wollen. Große Brocken an dem 11. 9., die man nicht mit einem Lied auf den Lippen abtun kann. Sagen wir: Erinnerungsarbeit. Musikalische Vorschläge für den Tag. Der Putsch Pinochets in Chile vor 30 Jahren, natürlich. Also Victor Jara. Der Che Guevara mit Gitarre. Stimme der Hoffnung, hingemordet von den Schergen Pinochets. Traditionalisten hören die Originale, und ich mag mich dann doch für die Interpretation eines seiner Lieder durch Robert Wyatt entscheiden, „Te recuerdo Amanda“ (auf „Work in Progress“), mit Wyatts hoch angesetzter Stimme, die einen immer wieder in den Eingeweiden trifft. Trauer und Sehnsucht. Twin Towers? Mein’ ich jetzt gar nicht zynisch, wenn ich für diesen 11. 9. nichts von den nachgereichten Besinnungsliedern von Springsteen oder Young empfehle. Sondern einen Blues. Schwärzer war er nie. „Strange Fruit“. „Blood on the leaves and blood at the root“. Schwarze Lynchmordopfer, aufgehängt in den Bäumen. Gesungen von Billie Holiday. Auch hier eine schmerzvolle Version von Robert Wyatt (auf „Nothing can stop us“). Theodor W. Adorno verstand einiges von Pop („Fun ist ein Stahlbad. Die Kulturindustrie verordnet es täglich“). Vor 100 Jahren wurde der Rektor der Frankfurter Schule am 11. 9. geboren. Knochenharter Musikkritiker. Parttime-Komponist. Dabei outete er sich sogar als sentimentaler Knochen und hielt dem atonalen Ethos der 2. Wiener Schule auch noch die Treue, als die musikalische Gesellschaft längst weitergehüpft war. Also Adorno zu Ehren. Etwas von Schönberg. Außerdem hat an dem Tag Geburtstag: Franz Beckenbauer. „Gute Freunde kann niemand trennen“, sein Singlehit aus den Sechzigern. One World. THOMAS MAUCH