: Neonazi schleudert Molotow-Cocktails
Nach einem Brandanschlag auf einen Döner-Imbiss in Hennigsdorf fahndet die Polizei nach einem Berliner Neonazi –wegen schwerer Brandstiftung und versuchten Mordes. Der verdächtige Karsten G. ist in der Szene kein Unbekannter
Mit zwei Brandflaschen wollte ein polizeibekannter Neonazi am Mittwochabend einen Döner-Imbiss in Hennigsdorf in Brand setzen. In der kleinen Gaststätte „Yala“ hielten sich zu diesem Zeitpunkt vier Kunden und ein Mitarbeiter auf.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Neuruppin gelang es dem Imbisspersonal, die Eingangstür von innen zuzuhalten und so den Angreifer zu bremsen. Der schleuderte daraufhin die Molotow-Cocktails, von denen er einen angezündet hatte, gegen die Glastür. Die Sicherheitsbehörden fahnden nun wegen versuchten Mordes und versuchter schwerer Brandstiftung nach dem 26-jährigen Karsten G. aus Berlin.
Schon am Nachmittag des Tattages hatte G. dem Imbissbesitzer damit gedroht, er werde wiederkommen und „Türken umbringen“. Nach einem Streit mit einem Kunden war Karsten G. aus der Gaststätte verwiesen worden. Karsten G. ist in der rechten Szene kein Unbekannter. Seine ersten öffentlichen Auftritte hatte er als letzter Vorsitzender der „Kameradschaft Oberhavel“, die das Brandenburger Innenministerium im Sommer 1997 verbot. Die zwei Dutzend Mitglieder umfassende militante Neonazi-Gruppierung war 1996 in Hennigsdorf gegründet worden und hat sich offen zum Nationalsozialismus bekannt.
Nach dem Verbot der Gruppierung stieg G. zum Schatzmeister bei den „Nationalen e. V.“ auf, einer von dem jetzigen NPD-Bundesvorstandsmitglied Frank Schwerdt gegründeten länderübergreifenden rechtsextremen Sammlungsorganisation der 90er-Jahre. Als sich die „Nationalen“ 1998 auflösten, agierte Karsten G. als deren offizieller „Liquidator“ und arbeitete eng mit Frank Schwerdt zusammen. Nicht nur Schwerdt, sondern auch viele Aktivisten der „Nationalen“ suchten dann bei der NPD und deren Jugendorganisationen Unterschlupf.
„Die Präsenz und Aktivitäten von Neonazis haben in Hennigsdorf in den letzten Monaten erneut zugenommen“, sagt Simone Tetzlaff vom Unterstützungskreis für das Flüchtlingsheim im nahen Stolpe-Süd. Mit dem neonazistischen Ladengeschäft „On the Streets“ verfügt die rechte Szene über einen überregional bekannten Treffpunkt. Mitte Juli griffen Rechte am S-Bahnhof Hennigsdorf eine vietnamesische Frau und einen Deutschen an, der ihr helfen wollte. Im April war ein 15-Jähriger durch Stiefeltritte ins Gesicht von einem Neonazi schwer verletzt worden.
HEIKE KLEFFNER