Boat People ignoriert

Überlebende des Flüchtlingsdramas vor Italien erheben Vorwürfe. Schiffscrews erkannten Boot, halfen aber nicht

SYRAKUS dpa ■ Nach dem Tod von 28 illegalen afrikanischen Migranten vor der italienischen Küste haben Überlebende des Flüchtlingsdramas schwere Vorwürfe erhoben. Mehrere Schiffe hätten das „Todesboot“ passiert ohne zu helfen, obwohl die Passagiere verzweifelt auf sich aufmerksam gemacht hätten. „Sie haben uns sterben lassen. Sie haben uns gesehen, sind aber nicht zu Hilfe gekommen“, sagte ein Afrikaner laut italienischen Medienberichten gestern. Acht Schiffe seien vergangene Woche in der Nähe des Bootes mit 72 völlig entkräfteten Migranten vorbeigefahren.

„Wir haben gerufen, mit Kleidern gewunken und Gegenstände ins Wasser geworfen.“ Einige Schiffe seien lediglich wenige hundert Meter an dem Flüchtlingsboot zwischen Nordafrika und Sizilien vorbeigefahren. „Sie haben so getan, als sei nichts passiert“, so der Afrikaner.

Auf dem kaum noch seetüchtigen Holzboot starben nach Angaben italienischer Behörden 27 Migranten aus Westafrika an Entkräftung. Erst der deutsche Frachter „Zuiderdiep“ nahm am Samstag 72 Afrikaner über 100 Seemeilen südlich von Sizilien auf. Ein Migrant erlag später einem Herzschlag.