: Intrigantenstadl spielt wieder Fußball
Der Wuppertaler SV spielt nach langem Sommertheater wieder Fußball. Gegen Paderborn reicht es für ein Unentschieden. Präsident Runge macht nun erstmal Urlaub und wartet darauf, dass an seinem Stuhl gesägt wird
WUPPERTAL taz ■ Langsam scheint sich der Vorhang im Wuppertaler Sommertheater zu senken. Beim 1:1 (0:1) gegen den selbst erklärten Aufstiegsfavoriten SC Paderborn stand beim Wuppertaler SV Borussia nach wochenlangen Querelen um die Demission von Ex-Trainer Georg Kreß und die mehr als unglücklichen Äußerungen eines nach Anschuldigungen und Morddrohungen inzwischen zurückgetretenen Vorstandsmitglieds wieder der Fußball auf dem Spielplan der Bühne Stadion am Zoo.
Nach einem verpatzten Saisonstart in die Regionalliga (Pleiten gegen St. Pauli und Union Berlin) zeigte der WSV gegen Paderborn endlich wieder etwas von dem spielerischen Glanz der vergangenen Saison. Anteil daran, dass es ein sehr ansehnliches Fußballspiel war, hatte auch Paderborn. Die Mannschaft von Trainer Pavel Dotchev war dem Sieg vor 4200 Zuschauern sogar näher, hätte sie ihre zahlreichen Kontermöglichkeiten in der zweiten Halbzeit genutzt. Zuvor dominierte allerdings der WSV.
Eine der Hauptrollen kam dabei Jean Luis Tavarez zu, der zum ersten Mal in dieser Saison von Beginn an auf dem Platz stand und in seiner Rolle als offensiver Antreiber endlich wieder seinen Text gelernt hatte. Nach einer Stunde hätte er sich fast die verdiente Gage in Form des WSV-Führungstreffers abgeholt. Aber sein Kopfball verfehlte haarscharf das Paderborner Tor. Kurz zuvor hatte Ales Kohout die Paderborner Führung durch Alexander Löbe (42.) per Foulelfmeter (Foul von Bollmann an Ebersbach) ausgeglichen.
„Aus diesen Dingen kann er Gold machen“, applaudierte auch WSV-Trainer Werner Kasper Löbe, der vor der Saison auch auf dem Wunschzettel von Ex-Trainer Kreß stand, intern aber als „Stehgeiger“ tituliert keine Aufnahme in die Wuppertaler Besetzungsliste fand. Löbe hätte die Sorgenfalten von WSV-Präsident Friedhelm Runge noch vergrößern müssen, denn er hatte noch zwei einhundertprozentige Torchancen, als er frei vor WSV-Torhüter Christian Maly auftauchte und scheiterte.
„Mit dem Punkt können wir auf gar keinen Fall zufrieden sein“, resümierte auch Daniel Cartus. „Wir haben uns ein bisschen zu dumm angestellt. Der Punkt hilft uns wenig, für unsere Ansprüche war das zu wenig“, bekannte der Paderborner Mittelfeldspieler. Die Klasse Paderborns zeigte sich vor allem nach der Roten Karte für Michael Lorenz (72.), der Tavarez von hinten in die Beine getreten hatte. Obwohl sich der Ausfall bei Paderborn kaum bemerkbar machte, hätte es aus Wuppertaler Sicht fast noch zu einem Happy-end gereicht. Doch der nicht unumstrittene Neuzugang und Ex-Bundesliga-Spieler Andrzej Kobylanski fand im starken Paderborner Schlussmann Stephan Lobouè seinen Meister (83.).
So schrieb WSV-Präsident Runge doch noch einmal ein Kapitel des Wuppertaler Sommertheaters. Als „Zugabe“ für alle Kritiker der jüngsten Vereinspolitik gab er bekannt, dass er den Weg frei machen wolle für Leute, die sich der (finanziellen) Verantwortung stellen. „Ich fahre jetzt 14 Tage in Urlaub. Danach erwarte ich konkrete Vorschläge von allen Besserwissern oder ganz viele Entschuldigungen. Ich lasse mich nicht länger anpöbeln. Lieber spiele ich in der Verbandsliga.“ THOMAS BESCHE