menschen klonen : Chancen für Verbot schwinden
Die für Reproduktionstechnologien und Embryonenforschung zuständige britische Behörde, die Human Fertilisation and Embryology Authority (HFEA), hat mit der Vergabe einer Klonlizenz wieder einmal Fakten geschaffen. Zwar haben auch schon südkoreanische Forscher und eine Firma in den USA menschliche Embryonen zu Forschungszwecken geklont. Doch in Europa ist es das erste Mal überhaupt, dass Forscher die Genehmigung zum Menschenklonen bekommen haben. Erhalten hat die Erlaubnis, die zunächst auf ein Jahr befristet ist, das „Centre for Life“ der Universität Newcastle. Die dort ansässigen Forscher wollen mit der so genannten Dolly-Methode Embryonen erzeugen und Stammzellen für die Grundlagenforschung gewinnen.
Ein Tabubruch, der nicht nur zeigt, wie zerrissen die EU-Mitgliedstaaten in dieser Grundsatzfrage sind. So ist unter anderem in Deutschland und seit kurzem auch in Frankreich sowohl das reproduktive als auch das therapeutische Klonen ohne Ausnahmen strikt verboten. Das Vorpreschen der Briten ist auch ein Signal dafür, dass jeder weitere Versuch, in der Vollversammlung der Vereinten Nationen eine Mehrheit für ein internationales Verbot für das Klonen von menschlichen Embryonen zu erhalten, auf den energischen Widerstand der Briten stoßen wird. Und sollte bei der anstehenden Wahl des US-Präsidenten der Lebensschützer George W. Bush unterliegen, wird wohl das internationale Verbot zumindest für das therapeutische Klonen vollends in der Schublade verschwinden müssen. WOLFGANG LÖHR