: Lichtenberger Kids bald schlauer
Im November startet im Bezirk Lichtenberg die erste Berliner Universität für Kinder. 15 Vorlesungen in echten Hörsälen sollen den Nachwuchs auf den Geschmack bringen
Lichtenberg hat mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Der Bezirk ist bekannt für die allgegenwärtige „Platte“, Negativsymbol der DDR-Architektur, für wasserstoffblonde Girlies, tätowierte Muskelmänner oder nörgelnde Ostrentner. Nun kommt aus Lichtenberg eine Initiative, die nicht in dieses Bild passt: Die drei Fachhochschulen im Kiez, der Bezirk und ein kleines Pressebüro wollen die erste Berliner Kinder-Universität ins Leben rufen. Rund 15 Vorlesungen für Viert- bis Sechstklässler stehen im November auf dem Programm – in echten Hörsälen.
„Es gibt hier sicher andere Themen als Bildung“, sagt Herbert Grüner, Präsident der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft. Er weiß um die hohe Arbeitslosigkeit und das Gefühl vieler Lichtenberger, zu den Wendeverlierern zu gehören. Doch vielleicht gehörte Grüner gerade deshalb zu den Ersten, die sich für die Idee Kinder-Uni begeistern ließen. „Warum ist es gut, arbeiten zu müssen?“ soll sein erstes Vorlesungsthema für die jungen Zuhörer heißen.
Die Idee einer Kinder-Universität hat in Süddeutschland bereits im vergangenen Jahr Furore gemacht. In Tübingen enstanden, wurden die Vorlesungen für Kids zu einem Renner. Mehr als 5.000 wissbegierige 8- bis 14-Jährige stürmten die Universität, um Antworten auf ihre Warum-Fragen zu bekommen. 31 deutsche Hochschulen haben die Idee inzwischen aufgegriffen.
Den ganzen November über soll das Experiment in Lichtenberg laufen. Finanziert wird es vom Deutschen Kinderhilfswerk und Unternehmen aus dem Bezirk, weitere Sponsoren werden noch gesucht.
FH-Präsident Grüner will mit der Initiative den Nachwuchs schon mal auf den Geschmack bringen. „Es ist so wichtig, Kinder früh an eine Hochschule heranzuführen und Schwellenangst zu nehmen“, meint er.
Unterschiedliche Vorlesungsthemen stehen auf dem Programm. Beim Vortrag „Wer macht eigentlich Mode?“ geht es um Markenklamotten, bei „Ist ein Computer schlauer als ein Mensch?“ um das Lieblingsspielzeug PC. Für sein eigenes Thema Arbeit sammelt Grüner bereits Kinderansichten im Lichtenberger Kiez. „Ich habe schon gehört, dass arbeiten doof ist“, berichtet er. „Aber Sozialhilfe zu bekommen, gilt auch als uncool“ – die Diskussion könnte spannend werden. DPA