Schutz meist nur auf dem Papier

Internationale Naturparkkonferenz in Südafrika. Artensterben trotz Schutzzonen

JOHANNESBURG taz ■ Der erste Kongress der in Genf ansässigen Internationalen Union für Naturschutz (IUCN) in Afrika ist gestern im südafrikanischen Durban von Nelson Mandela, Südafrikas ehemaligem Präsidenten, und Königin Noor von Jordanien eröffnet worden. Zehn Tage wollen 2.500 internationale Umweltexperten, Investoren, Angehörige von Nichtregierungsorganisation sowie Politiker – erwartet werden 35 Umweltminister – über Naturschutz debattieren.

Bei der vergangenen Konferenz vor zehn Jahren in Venezuela ging es vor allem um die Einrichtung von Schutzgebieten. Inzwischen sind etwa zwölf Prozent der Erde geschützt, doch ein Großteil der Abkommen besteht nur auf dem Papier. 11.000 Arten sind weltweit vom Aussterben bedroht.

In Durban sollen nun künftige Schritte zur besseren Erhaltung und Nutzung der Umwelt ausgearbeitet werden. Das Bewusstsein zum Umweltschutz hat sich laut Südafrikas Umweltminister Valli Moosa gewandelt: „Die alte Idee, Menschen und Gemeinden aus den geschützten Gebieten auszugrenzen, entspricht nicht mehr der Realität.“ Ökosysteme können nicht eingezäunt werden, sondern Naturschutz und sozialwirtschaftliche Entwicklung müssten Hand in Hand gehen. Das Titelthema des Kongresses lautet daher: „Benefits Beyond Boundaries“ – Nutzen jenseits von Begrenzungen. Der Mensch könne im Einklang mit der Natur leben, heißt das neue Ziel, das in Durban am Ende in einer Resolution mit Vorschlägen für Regierungen verankert werden soll.

Die Schwerpunkte für die nächste Dekade im weltweiten Umweltschutz liegen auf einer stärkeren Integration der an Naturparks angrenzende Gemeinden, der Schaffung von Arbeitsplätzen und in der Entwicklung des Ökotourismus. Ziele, die besonders aus dem Blickwinkel afrikanischer Länder bedeutsam sind.

Ökotourismus ist zum Beispiel für die Makuleke-Gemeinde in Südafrikas Krüger-Nationalpark eine wichtige Einnahmequelle. 1968 hatte die damalige Apartheidregierung die etwa 200 Bewohner des Landes zwischen dem Limpopo- und Luvhuvhu-Fluss vertrieben, um den Park zu erweitern. Unter der demokratischen Regierung erhielten die Makulekes 1997 mit neuem Recht ihr angestammtes Land nach einer Klage mit der Auflage zurück, die Natur zu schützen. In Zusammenarbeit mit den Parkbehörden hat der Clan jetzt einen Vertrag mit einer Privatfirma unterschrieben, die Touristenunterkünfte baut. Die Makulekes profitieren finanziell von diesem Projekt, werden als Wildführer ausgebildet und sind in den Park integriert. Weiterhin unterstützen wollen die Veranstalter auf dem Kongress auch Bestrebungen, die besonders im südlichen Afrika seit Jahren die Einrichtung von so genannten „transfrontier conservation areas“ durchsetzen. Der Greater Limpopo Transfrontier Park zählt zu den größten Schutzzonen. Er fasst den Krüger-Nationalpark in Südafrika mit den angrenzenden Parks in Mosambik und Simbabwe zusammen. Einige Kilometer Zaun nach Mosambik hin sind schon abgebaut und die ersten Elefanten haben sich angesiedelt.

MARTINA SCHWIKOWSKI

www.iucn.org