: Erwin verbittet sich jede Kritik
Düsseldorfs OB Joachim Erwin reagiert auf Kritik an der gescheiterten Olympiabewerbung Rhein-Ruhr immer noch allergisch. Gleichzeitig wirbt er in Athen für seine „Sportstadt Düsseldorf“
VON HOLGER PAULER
Auch im Schatten der olympischen Spiele von Athen bleibt die verpasste Olympiabewerbung von „Düsseldorf Rhein-Ruhr“ Thema. Düsseldorfs Oberbürgermeister meldet sich aus der griechischen Hauptstadt und tritt im Düsseldorfer Express gegenüber Kritikern nach. Der Vizepräsident des Landessportbundes (LSB-NRW), Johannes Eulering hatte sich am Samstag in der taz für eine eventuelle spätere Olympiabewerbung des Ruhrgebiets, ohne Düsseldorf, stark gemacht. „Die Idee wurde im Ruhrgebiet geboren“, sagte Eulering im taz-Interview. Das Ruhrgebiet als Sportregion sei begeisterungsfähiger als die Stadt Düsseldorf. „Jeder blamiert sich so gut er kann“, sagt Erwin jetzt. Der Landessportbund, insbesondere Eulering, sei eher eine Belastung als eine Hilfe gewesen.
Um in Zukunft besser gewappnet zu sein, bemüht sich Erwin in Athen gemeinsam mit dem ehemaligen Chef der Olympia-GmbH und jetzigen Sportmanager der Stadt Düsseldorf, Alexander Leibkind, darum, olympische Kontakte zu vertiefen und Sportveranstaltungen nach Düsseldorf zu holen. Vielleicht sogar für eine erneute Bewerbung der Rheinmetropole? „Das ist eine Geisterdebatte“, wird Erwin zitiert. Doch die Debatte wird er nicht los. Düsseldorf wirbt immer noch mit dem Olympia-Slogan „so bunt wie die Welt“. Erwin hat auch schon einmal darüber nachgedacht, das Olympia-Logo als Werbebanner für seine „Rheincity“ zu benutzen.
Aus dem NRW-Sportministerium war zu hören, dass es zum jetzigen Zeitpunkt nicht sinnvoll sei, über eine eventuelle Bewerbung für 2016 nachzudenken. Man könne erst nach der Entscheidung für 2012 mit der Diskussion anfangen. Sportminister Michael Vesper (Grüne) wollte aus dem Urlaub die Äußerungen Erwins nicht weiter kommentieren. Sollte Paris als Favorit den Zuschlag für die Spiele 2012 bekommen, wäre eine europäische und somit auch eine deutsche Bewerbung für längere Zeit vom Tisch.
Darüber hinaus scheint es national im Falle einer erneuten Bewerbung eher auf die Millionen-Metropolen Berlin oder Hamburg hinauszulaufen. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) preist seit Wochen regelmäßig die Vorzüge der Bundeshauptstadt an. Auch Hamburgs regierender Bürgermeister Ole van Beust (CDU) befindet sich derzeit auf Lobby-Reise in Athen. „Hamburg wird eine große Sympathie entgegengebracht“, erklärte von Beust nach Gesprächen mit dem Vizepräsidenten des Nationalen Olympischen Komitees (NOK), Klaus Steinbach. Bis 2007 müsste das NOK über eine erneute Kandidatur entscheiden. Erwin hat daher im Mai vorsorglich angekündigt, dass er für eine zukünftige Bewerbung auf den „NRW-Hinterhof“ Ruhrgebiet verzichten will.