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Archiv-Artikel

Immer weniger Kinder folgen dem Ruf der Saudis

Der striktere Umgang mit der islamistischen Fahd-Akademie in Bonn zeigt erste Erfolge: Immer mehr Eltern melden ihre Kinder freiwillig an staatlichen deutschen Schulen an. Und auch die Ausnahmegenehmigung für den Besuch der saudischen Schule wird regelmäßig entzogen

KÖLN taz ■ Die umstrittene König-Fahd-Akademie in Bonn wird im kommenden Schuljahr von deutlich weniger Schülern besucht werden. Wie die Stadt Bonn mitteilte, seien inzwischen 28 Kindern im Grundschulalter und 55 Kindern mit deutscher Staatsangehörigkeit der Klassen 5 bis 7 die Ausnahmegenehmigungen für den Besuch der Schule entzogen worden.

Darüber hinaus seien 16 Kinder, die bisher die Einrichtung besuchten, von ihren Eltern an regulären Bonner Schulen angemeldet worden. Außerdem seien von 22 ehemals interessierten Kindern elf inzwischen an anderen Grundschulen gemeldet. In mehreren anderen Fällen lehnte die Schulaufsicht die Anträge der Eltern ab, ihren Kindern per Ausnahmegenehmigung den Besuch der islamistischen Schule zu gestatten.

Die 1995 in Bonn-Lannesdorf eröffnete König-Fahd-Akademie geriet vor einem Jahr als ein Anziehungspunkt für Islamisten in die Schlagzeilen. Ursprünglich als Schule für saudische Diplomatenkinder gegründet, unterliegt die von Saudi-Arabien finanzierte Einrichtung nicht der deutschen Schulaufsicht. An ihr dürfen eigentlich nur Kinder unterrichtet werden, die nur vorübergehend in Deutschland leben. Diese Auflage nahmen die Behörden aber jahrelang nicht so genau.

An der Schule mit angeschlossener Moschee waren Anfang August noch 445 Kinder – darunter 19 mit Diplomatenstatus – gemeldet. Davon wohnten 205 deutsche und 136 ausländische Kinder in Bonn. Die Zahlen basieren auf einer Schülerliste vom November 2003. Laut dem Bonner Schulamtsleiter Hubert Zelmanski seien mittlerweile allen deutschen Kindern der Klassen 2 bis 4 und allen ausländischen Grundschülern, die sich dauerhaft in der Bundesrepublik aufhalten, die Ausnahmegenehmigungen entzogen worden. Allerdings müssten in einigen Fällen Fristen bis Ende 2004 und Sommer 2005 abgewartet werden.

Von der Aufhebung der Ausnahmegenehmigung werden bis zum Sommer kommenden Jahres 51 Kinder betroffen sein. Dabei handelt es sich um 104 Kinder der Klassen 5 bis 7, darunter 69 deutsche und 35 ausländische. Die rechtliche Überprüfung der deutschen Kinder wurde Ende Juli abgeschlossen. Derzeit werden die ausländischen Kinder überprüft. Bis zum Herbst sollen insgesamt 174 Ausnahmegenehmigungen geprüft und beschieden sein. Ab 2005 sollen die Klassen 8 bis 12 schrittweise überprüft werden. Pascal Beucker