: Angst vor der dritten Halbzeit
Wenn am Freitag Hansa Rostock beim FC St. Pauli zu Gast ist, rechnet die Hamburger Polizei mit Ausschreitungen: Im Internet mobilisieren rechte Hansa-Anhänger aus Rostock, Kiel und sogar Berlin für die Zweitliga-Partie
Schon Tage vor dem Nordduell gegen Hansa Rostock herrscht beim FC St. Pauli Ausnahmezustand. Zum Zweitliga-Spiel der Hamburger am kommenden Freitag haben mehrere Fangruppen im Internet Krawalle angekündigt. Die Aufrufe kommen nicht nur aus Rostock: Auch rechte Gruppen aus Berlin oder Kiel drohen im Internet Übergriffe auf St. Pauli-Anhänger an.
Vor Tagen bereits ist die Rund-um-die-Uhr-Bewachung des Millerntors verstärkt worden. Der FC befürchtet, dass gewaltbereite Fans versuchen könnten, Feuerwerkskörper oder Waffen vorab bei Nacht im Stadion zu deponieren. Während der Partie, die als „Sicherheitsspiel“ eingestuft ist, wird der Ordnungsdienst verstärkt. Alkoholhaltiges Bier darf nicht ausgeschenkt werden.
Zugang zum Stadion gibt es nur für Dauerkarten-Inhaber oder Vereinsmitglieder. Neben den Hamburger Sicherheitskräften sollen auch Ordner aus Rostock eingesetzt werden, die sich in der dortigen Hansa-Fanszene auskennen. Zudem darf Hansa das reduzierte, für den Gastverein reservierte Kartenkontingent von 1.500 Tickets nicht in den freien Verkauf geben.
Rostocker Fangruppen wie die „Suptras“ mobilisieren dennoch bereits: „Alle nach Hamburg, auch ohne Karte“, heißt es im Internet. In den Fanforen der Gastgeber wird deshalb schon befürchtet, dass „bereits ab Nachmittag größere Gruppen aus Rostock durch die bekannten Viertel ziehen“ und „dutzenden Nasen mit Thor-Steinar-Klamotten der Zutritt zum Stadion verwehrt werden“ wird. Da diese „bestimmt nicht klanglos abreisen“, kursiert in den Foren der Tipp an alle Stadionbesucher – aber auch an die Bewohner der umliegenden Viertel –, „abends nicht alleine auf den Straßen unterwegs zu sein“. Auch sollten insbesondere Migranten vor dem Anmarsch der rechtsgerichteten Anhänger gewarnt werden.
Die Polizei, die erst heute Detail-Auskünfte zu ihrem Vorkehrungen gibt, will die Fans strikt voneinander trennen und nach dem Spiel verstärkte Präsenz zeigen. Als besonders gefährdete Bereiche gelten dann die Reeperbahn und die angrenzenden Straßen und Plätze.
Beim Hinspiel in Rostock hatte es vor, während und nach der Begegnung Krawalle gegeben, bei denen 15 Personen verletzt und 52 Rostock-Anhänger vorläufig festgenommen wurden. Mehrere tausend Besucher hatten im Ostsee-Stadion rassistische und homophobe Gesänge angestimmt. Eine Bestrafung von Hansa durch den DFB gab es nicht. MARCO CARINI