: Versteckter Kult im Ruhrgebiet
Viele unentdeckte Klein-Museen sind über das Revier verstreut. Sie horten Trecker, Magnete und Utensilien des Voodoo-Kults. Die meisten werden mit viel Liebe ehrenamtlich betrieben
VON PETER ORTMANN
Ein Museum für Magnete? Voodoo hat wenig mit nadelgespickten Puppen zu tun? Es gibt neben den Industriekultur-Highlights viel Ungewöhnliches im Ruhrgebiet zu entdecken und weil der Kommunalverband Ruhr in Essen kurz vor seiner Verwandlung in einen Regionalverband steht und etwas im Leerlauf dreht, konnte er sich die Mühe machen, die unbekannten Museums-Schätze der Region zu heben. Meist handelt es sich um Privatsammlungen, die ehrenamtlich betrieben werden, aber zu bestimmten Zeiten besichtigt werden können.
Magnete ziehen an
Auf dem Firmengelände der Tridelta GmbH in Dortmund-Aplerbeck steht das erste Magnetmuseum Deutschlands. Hier kann die Entwicklung des anziehenden Metalls von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute nachvollzogen werden. Auf 120 Quadratmetern stehen historische Exponate aus Gewerbe und Haushalt. Jeder Besucher erhält eine Führung und zwei Magnete die in seinem Beisein magnetisiert werden. (Infos: 0231-4501271)
Kirmesorgel und Boxbude
„Essen hat ein neues Juwel“, sagte Kulturdezernent Oliver Scheytt bei der Eröffnung des Markt- und Kirmesmuseums am Hauptbahnhof. Hier hat Schausteller Erich Knocke die Schätze seines Lebens zusammengetragen: Weiße Holzpferde von 1880, ein Schaustellerwagen aus dem Jahr 1907, Plakate, Riesenplüschtiere, Kirmesorgeln und Leierkästen. 1.000 Titel füllen die Bibliothek, in der auch antiquarische Raritäten zu finden sind. (Infos: 0172-2678969)
Maja und Willi informieren
Wie ist es nun wirklich mit den Bienen und den Butterblumen? Im Bienenmuseum Duisburg werden auch heikle Fragen beantwortet. Seit 1972 gibt es dort Live-Biologieunterricht am lebenden Objekt. Imker geben einen Einblick in die Honig-Produktion, zeigen Schleudern und Arbeitskleidung gegen Bienenstiche. (Infos: 0203-353720)
Was ist eigentlich Tip-Ex?
Diese Errungenschaft für mechanische Schreibmaschinen gerät langsam in Vergessenheit. Heute hat die Entf-Taste die kleinen Streifen überflüssig gemacht. Im Mülheimer Büromuseum stehen auf drei Etagen des Rathauses Kurbel-Rechenmaschinen, Stempeluhren und Bakalit-Highlights aus den Amtsstuben der Stadt. Sehenswert auch die „Bureau-Ordnung“ aus der Zeit um 1870. Damals diente der Sonntag noch dem Kirchgang, war für Beamte absolut arbeitsfrei. (Infos: 0208-4554174)
Einmal Trecker fahren
Im Traktorenmuseum in Sonsbeck stehen über 200 historische Maschinen bekannter Marken wie Fendt oder Lanz & Co. Doch auf dem vier Hektar großen Parkgelände kann man die Schätzchen auch selber fahren. Wen das an die Grenze seiner körperlichen Belastbarkeit gebracht hat, leistet sich eine zünftige Heuboden-Übernachtung. (Infos: 02838-2271)
Hier tickt es richtig
Hemmung? Unruh? Alte Uhren und Werkzeuge erzählen die Geschichte der Zeitmesser von den Anfängen bis zur Gegenwart. Das Uhrenmuseum in Neukirchen-Vluyn hat als Herzstück eine über 100 Jahre alte Werkstatt. Dazu sind alte Werkzeuge des Augenoptikers zu sehen, mit passenden antiken Sehhilfen. (Infos: 02845-2235)