: Fear and Loathing in Wuppertal
Die Serie zur Kommunalwahl am 26. September. Geht Kremendahl über die Wupper, oder rutscht die CDU ins Tal
Wuppertal?
Barmen oder Elberfeld. 370.000 Talbewohner. Davon 11,1 Prozent ohne Job. Klassisch: Das Bayerwerk und die Schwebebahn. Beides an der Wupper. Tragisch: Der fusionierte Wuppertaler SV Borussia verpasste den Sprung in die fußballerische Zweitklassigkeit. Jetzt droht sogar der Absturz. Mal wieder. Öko: Das Wuppertal-Institut sorgt für gutes Klima. Kulturell gibt sich die bergische Metropole eher innovativ: Das Tanztheater von Pina Bausch oder der europäische Freejazz mit Peter Brötzmann und Peter Kowald. Nicht zu vergessen die großen Persönlichkeiten der deutschen Sozialdemokratie: von Friedrich Engels über Johannes Rau bis hin zu, naja, Hans Kremendahl.
Wer hat was zu verlieren?
Die SPD den OB-Posten, Schwarz-gelb die Rats-Mehrheit. Bei der Europawahl verloren beide große Parteien. SPD knapp über, CDU knapp unter zehn Prozent. Grüne legten um 10 Prozent zu.
Wer regiert im Rathaus?
Hans Kremendahl (SPD). Seit 1996 im Amt. Gewann die Stichwahl. Problem: Korruptionsvorwürfe wegen Parteispenden. Landgericht Wuppertal sprach Kremendahl frei, Bundesgerichtshof prüft noch und will am 28. Oktober über die Rechtmäßigkeit des Urteils entscheiden. Zweites Problem: Sanierungskosten für Schwebebahn waren wohl auch zu hoch. Der Landesrechnungshof prüft noch. Kremendahl bleibt dennoch standhaft.
Wer will da rein?
Peter Jung, Jahrgang 55, setzt auf das Städtedreieck Wuppertal, Solingen, Remscheid. „Gemeinsam für Wuppertal!“, heißt der innerstädtische Slogan. Die „Hängepartie“ im Fall Kremendahl bezeichnet er als „Trauerspiel“. Ansonsten: Sportpolitischer Sprecher der Rats-CDU und Vorsitzender des Tennisclubs Küllenhahn 1982 e.V. Ob es was nützt?
Was gibt es im Wahlkampf außer Kugelschreibern?
SPD macht Kinderfeste und wirbt mit den Landesköpfen. Kinder stehen auch bei der CDU ganz oben. Und natürlich die Sauberkeit und Sicherheit: „Gemeinsam mit Polizei und Ordnungsdiensten.“ Die Grünen um OB-Kandidat Lorenz Bahr träumen von der sozialen, dann wohl gesäuberten Stadt 2020.
Und wer hat die schönsten Wahlplakate?
Peter Jung wirbt „gemeinsam“ mit der verschwommenen Schwebebahn im Rücken. SPD setzt voll auf den „blonden Hans“.
Die taz-Prognose
Aussitzer Kremendahl gewinnt die Stichwahl. Ratsmehrheit bleibt schwarz, diesmal aber eher ohne gelb. Grüne sollten kräftig zulegen. HOLGER PAULER