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Archiv-Artikel

Elbe frisst ihre Kinder

Wellen der Seeschiffe erodieren Inseln an der Fahrrinne, warnen Naturschützer. Wirtschaftsressort schweigt

Hamburg taz ■ Der Schiffsverkehr auf der Elbe knabbert am Naturschutzgebiet Haseldorfer Binnenelbe und Elbvorland. Darauf hat jetzt die Ortsgruppe des Naturschutzbundes (Nabu) hingewiesen. Nach Beobachtungen der Naturschützer hat der Strom in den vergangenen Jahren ein Stück des Nordufers samt Vegetation verschlungen, während der Strom an seinem Südufer immer flacher wird. Dort liegt das Atomkraftwerk Stade.

Die Naturschützer vermuten, dass die Seeschiffe auf dem Weg zum Hamburger Hafen zu schnell unterwegs sind und ihr Schwall die Uferabbrüche verursacht. „Die ziehen das Wasser erst weg“, sagt Anette von Malottki vom Nabu, „dann kommt es in einer großen Welle wieder“.

Normalerweise, sagt Malottki, würden Flusskurven an der Außenseite stärker ausgespült als an der Innenseite. Bei Haseldorf sei es umgekehrt.

Zwar würden die Lotsen die Geschwindigkeit freiwillig beschränken, sagt die Naturschützerin. Kontrolliert werde das jedoch nicht. Überdies sei das Fahrwasser näher ans Ufer verlegt worden. Von der Wirtschaftsbehörde war gestern keine Stellungnahme zu erhalten.

Die beiden betroffenen Elbinseln Auberg und Drommel trennen die Haseldorfer Binnenelbe vom Hauptstrom. Sie liegen gegenüber der Stelle im Deich, die im Zuge der Ausgleichsmaßnahmen für die Verschüttung der Elbbucht Mühlenberger Loch geöffnet werden soll. Nach den Vorstellungen der Planer soll damit ein Schutzgebiet von europäischem Rang weiter aufgewertet werden – eine Idee, die das Schleswiger Oberverwaltungsgericht verworfen hat. Das Gericht verfügte im Eilverfahren einen Baustopp. Gernot Knödler