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Archiv-Artikel

Airlines werfen weiter Ballast ab

US-Luftfahrtgesellschaften nutzen Krise zum Kahlschlag: United will Pensionskasse abschaffen, US Airways und Delta planen massive Kürzungen. Seit 2001 wurden tausende von Jobs gestrichen. Gewerkschaften: Auch Manager sollen jetzt zahlen

AUS NEW YORK HEIKE WIPPERFÜRTH

Tausende wurden entlassen. Gehälter gekürzt. Flugzeuge eingemottet. Und Verbindungen gestrichen. Trotzdem nimmt die Krise in der amerikanischen Luftfahrtindustrie immer größere Ausmaße an. Jetzt verlangen drei große US Fluglinien, dass ihre Angestellten noch viel größere Zugeständnisse machen.

Lufthansa Partner United Airlines zum Beispiel. Vorige Woche teilte das unter dem Schutz des amerikanischen Konkursrechts arbeitende Unternehmen seinen Angestellten mit, es müsse die Pensionskassen für ihre Altersversorgung abschaffen. Wegen ihrer schlechten wirtschaftlichen Lage sei Amerikas größte Fluggesellschaft zur Einzahlung von 4,1 Milliarden Dollar in vier Jahren nicht mehr fähig. Zurückhalten wolle sie auch 500 Millionen Dollar, die in zwei Monaten fällig sind. Sollte United Airlines seine Drohung wahr machen, müssten amerikanische Steuerzahler die Pensionskassen mit Milliardenzahlungen unterstützen. Von der drastischen Streichung könnten etwa 114.000 Angestellte betroffen sein.

Der Rückzug kommt zu einem unglücklichen Zeitpunkt. Erst vor einer Woche drohte US Airways Aufsichtsratschef David Bronner mit der Zerschlagung seiner Fluglinie, sollten die Löhne nicht sofort gekürzt werden. Sein Ziel ist es, über die Hälfte aller geplanten Kosteneinsparungen in der Höhe von 1,5 Milliarden Dollar durch niedrigere Gehälter und Sozialabgaben zu erreichen. Damit will er die strengen Kreditbestimmungen eines 900-Millionen-Dollar-Darlehens erfüllen, dessen erste Rate im September fällig wird. Sein in Virginia beheimatetes Unternehmen konnte im Frühling vorigen Jahres einer Insolvenz entkommen.

Auch bei Delta Airlines regiert der Rotstift. Denn Amerikas drittgrößte Airline sitzt auf einem Schuldenberg von 20 Milliarden Dollar. Zudem ist ihr Gewinn eingebrochen. Jetzt will das Management Insolvenz anmelden, wenn sich ihre Piloten nicht auf eine Gehaltseinbuße von 1 Milliarde Dollar einlassen. Als Entschädigung bekommen sie Aktien der Fluggesellschaft. Ob die allerdings viel wert sind, ist fraglich. Denn in den letzten drei Jahren hat die Fluggesellschaft 5 Milliarden Dollar verloren und 16.000 Angestellten gekündigt. Jetzt sind nur noch 60.000 Angestellte bei der Fluglinie mit Sitz in Atlanta beschäftigt. Ohne Aussicht auf eine baldige Besserung sind die Aktien aller Fluggesellschaften nach unten gerutscht. Schon seit langem sind die Arbeitsplätze in der Branche nicht mehr sicher.

Gegen den erhöhten Druck wehren sich die Gewerkschaften. Bei US Airways sei es bereits das dritte Mal innerhalb der letzten drei Jahre, dass die Angestellten gebeten wurden, Zugeständnisse zu machen, kritisieren sie. Erst vor einem Jahr haben die Beschäftigten die Fluglinie mit Kürzungen von 1,2 Milliarden Dollar vor dem Insolvenzverfahren gerettet. Jetzt sei es an der Zeit, statt beim Personal beim Management zu sparen und die Preise der Zulieferer zu drücken.

Der Grund für die Misere der Airlines sind nicht nur die hohen Benzinkosten und die Angst vor dem Terror. Schuld sind auch die veralteten Geschäftsmodelle. Mit ihren preiswerten Angeboten konnten Billigflieger die Routen der traditionellen Flieger schnell übernehmen. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 hatten die sieben größten Fluglinien dem US-Kongress zwar versprochen, ihre Kosten um 19,5 Milliarden Dollar zu senken. Doch bis jetzt haben sie lediglich 12,7 Milliarden Dollar eingespart. Der Rest kommt wohl aus den Taschen ihrer Angestellten.