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: Doppelspiel beenden

Ver.di hat sich geoutet. Als erster Landesbezirk einer großen Gewerkschaft bekennen sich die Dienstleister zu den Montagsdemos gegen Hartz IV. Eine Revolution ist das nicht: Der Landesvorstand macht lediglich offiziell, was ein Großteil der Basis schon länger denkt.

Dass sich Gewerkschafter an den Montagsdemos beteiligen, ist durchaus logisch. Zu den Verlierern von Hartz werden nämlich nicht vorrangig jetzige Sozialhilfeempfänger und Langzeitarbeitslose gehören, sondern langjährige Beitragszahler, die ihren Job verlieren – Gewerkschaftsklientel. Zudem geraten die Arbeitnehmerorganisationen auch durch die Ein-Euro-Jobs unter Druck, welche die Tariflöhne weiter drücken werden.

Doch Nordrhein-Westfalens Gewerkschaften sind tief gespalten. Offiziell setzen die Landesvorstände von DGB und IG Metall auf Lobbyarbeit und Einflussnahme, faktisch marschieren viele Kollegen montags mit. Das Argument, man müsse die Zusammensetzung der Demos vor Ort analysieren, ist vorgeschoben: Niemand hindert die Gewerkschaften daran, eigene Kundgebungen zu veranstalten, wenn sie nicht mit der MLPD auftreten wollen.

Die Gewerkschaften sollten endlich Flagge zeigen: Entweder, sie gehen auf die Straße und suchen die offene Konfrontation mit Rot-Grün – mit allen Konsequenzen, auch der einer CDU-Regierung. Oder sie distanzieren sich deutlich von den Demonstranten und setzen auf Überzeugungsarbeit. Beides wäre besser als die jetzige Strategie.KLAUS JANSEN